Fuß eines Berkemeyers oder Römers mit Nuppen
Beschreibung
Fragment eines Kelches aus hellgrünem, sehr reinem und zartem Glas. Kurzer, hochgestochener Fuß mit Abrissnarbe am Boden aus einem gesponnenen Glasfaden, zylindrischer Hohlschaft mit drei Reihen versetzter Nuppenauflagen, darüber ein umlaufender, aufgelegter Glasfaden. Die ursprünglich angesetzte Kuppa ist verloren. Dieses Fragment kam im Areal der Angermünder Burg zutrage, die bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts Sitz eines Amtshauptmanns war, angeblich ab 1560 verfiel und dann als Steinbruch für städtische Bauten genutzt wurde. Vermutlich gehört das Glas in die Gruppe der Berkemeyer Becher, Vorläufer der Römer (vgl. Baumgartner/Krueger, Phönix, 1988, Kat. 450/451, S. 365). Grundsätzlich könnte der Fuß auch zu einem Römer gehört haben. Jedoch sind aus dem 16. Jahrhundert nur sehr wenige Römer mit Krautstrunkschaft überliefert, insbesondere in dieser feinen Qualität. Generell handelt es sich dabei ja um eher derbe Gläser, die eine regelmäßige Verwendung problemlos vertragen. Aus etwas späterer Zeit finden sich ebenfalls nur wenige formale Vergleichsstücke, die mehrheitlich in den Spessart oder ins Rheinland verortet werden (vgl. Ricke, Reflex der Jahrhunderte, 1995, Kat. 117, S. 73; Rückert, Die Glassammlung, Bd. 1, 1982, Kat. 317, S. 136f., Taf. 89; Klesse/Saldern, 500 Jahre Glaskunst, 1978, Kat. 37; Ohm, Europäisches und außereuropäisches Glas, 1973, Kat. 238, S. 109). Wie weitere Scherbenfunde im Museumsbestand nahelegen, war dieser Römer höchstwahrscheinlich ein Produkt der Glashütte im nahen Grimnitz, die ab 1570 aktiv war. [Verena Wasmuth]
Fragment | |
Wandungsstärke 0,1 cm | |
Grünes Waldglas / ofengeformt | |
o. Inv. Nr. | |
2025-02-05 21:23:50 | |
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Dieses Objekt im Museum
1913 entstand als Gründung des „Vereins für Heimatkunde Angermünde“ ein Heimatmuseum. Neben Spenden von den Handwerkerinnungen und Kirchengemeinden bilden von Beginn an archäologische Funde aus dem gesamten Gebiet des Altkreises Angermünde einen Sammlungsschwerpunkt. Seit 2005 ist das Heimatmuseum mit dem 1974 entstandenen Literaturmuseum „Ehm Welk“ vereint. Der vor allem durch seinen Roman „Die Heiden von Kummerow“ bekannte Schriftsteller wurde 1884 im Angermünder Ortsteil Biesenbrow geboren und starb 1966 in Bad Doberan. In der neuen Ausstellung des Museums am neuen Standort im Stadtzentrum von Angermünde liefern Zitate und Bilder aus den Werken von Ehm Welk den „roten Faden“ zwischen den einzelnen Themen. Neben den umfangreichen heimatkundlichen und archäologischen Sammlungen verfügt das Museum über eine wertvolle Regionalbibliothek, Nachlässe des Bildhauers Albert Manthe und anderer Künstler, ein Bildarchiv, Karten und Pläne.