Beschreibung
Stange aus grünstichigem Glas, Fußring mit weißer Stichpunktreihung. Auf der Wandung in polychromer Emailmalerei das brandenburgische Wappen mit Szepter im Herzschild und reicher Helmzier. Die sieben Helme aus Blattgold mit schwarzer Binnenzeichnung. Auf der Rückseite die Inschrift in weißem Email, breit angelegt: "Johann Sigismund von / Gottes gnaden Marggraff zu Bran / denburg. Des Hey: Röm: Reichs Ertz [hier blaue Farbtupfer, spätere Zutat?] / Cammerer und Churfürst in Preus: / sen. Zu Jülich Cleve, Berge, Stettin / Pommern der Cassuben und Wenden auch in Schlesien zu Crossen und Jaeger / dorff Hertzogk. Burggraff zu Nürnbergk / Fürst zu Rügen Graff zu der Marck und Ravens[p]urgk / Herr zu Rauenstein etc." Unterhalb des Mündungsrandes ein von blauer und weißer Perlborte gerahmtes Goldband mit blauen Punkten, jeder zweite von einem weißem Perlkreis umgeben auf radiertem Blattgold. Wappendarstellung und Bezeichnung sprechen dafür, dass es sich um eine Bestellung Johann Sigismunds für die Hofkellerei bei einer einheimischen, kurfürstlichen Glashütte handelt. Die gelistete Reihe seiner Ränge datiert das Glas auf die Zeit zwischen 1612 und 1619. Damit kommt lediglich die Glashütte Marienwalde als Manufaktur infrage, seit 1607 Hofglashütte der brandenburgischen Kurfürsten (vgl. Humpen, datiert 1609, Schmidt, Das Glas, 1922, Abb. 111, S. 205; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 2, S. 17). Ein sehr ähnliches Glas auf Georg Wilhelm, den ältesten Sohn Johann Sigismunds, datiert 1632, ehemals Hohenzollern Museum Berlin, ist verschollen, könnte aber noch von demselben Glasmaler stammen (vgl. ebenda, Taf. 2.1), ebenso eine 1633 datierte Vierkantflasche in der Sammlung Schicker (Schicker, Eine Vierkantflasche, 2018, S. 46f.). Namentlich sind die Marienwalder Glasmacher mangels überlieferter Quellen nicht bekannt. Die relevanten Kirchenbücher sind bei einem Brand 1750 verbrannt. Der Humpen befand sich wohl seit dem frühen 17. Jahrhundert im Besitz der Kurfürsten und Könige von Sachsen, seit 1918/1924 im Besitz des Familienvereins Haus Wettin, Albertinische Linie e. V., seit 1946 Eigentum der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, seit 1968 Kunstgewerbemuseum, 1999 Rückgabe an das Haus Wettin, dann Verkauf durch die Kunsthandlung Gertrud Rudigier, München. Susanne Evers / Verena Wasmuth
Glas | |
Höhe: 17.90 cm Durchmesser (unten): 7.5 cm Durchmesser (oben): 7.00 cm | |
Glas / mundgeblasen, emailbemalt | |
XIII 1027 | |
2023-10-05 23:54:54 | |
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Dieses Objekt im Museum
Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.