Leuchter / Blumenampel mit 4 Ölbrennern
Beschreibung
Cul-de-lampe in Form eines aus einem konvexen und zwei konkaven Schwüngen straff gestalteten, ornamental durchbrochenen Korbes mit Zapfenabschluss; vom Rand des Korbes entspringen aus Blattranken 4 weit ausladende Voluten; daran Ketten aus achtstrahligen Sternchen und Ringen, die zum Baldachin (Reflektor) führen; Reflektor: leicht trichterförmig, geriffelt und von einem spitz gezackten Blattkranz nach oben abgeschlossen; zwischen den Voluten vier Lampenarme mit Glaszylindern und Ölbrennern, unterer Abschluss aus becherähnlichem Blattkelch und Zuleitungsröhren zum grün gestrichenen Ölbehälter in der Mitte des Korbes; zwischen Ölbehälter und Korbrand war Platz für Blumenarrangements. Kurz nach der Fertigstellung der Innenausstattung (1) des Saals im Schloss Charlottenhof schreibt Gräfin von Reede, die Oberhofmeisterin der Kronprinzessin Elisabeth, an Karl Friedrich Schinkel: „Ihre Königl Hoheit die Frau Kronprinzessin beabsichtigen für den weißen Salon in Charlottenhoff eine Hänge Lampe anfertigen zu lassen die bey der eleganten Form auch noch den doppelten Gebrauch vereinigt, daß wenn keine Erleuchtung stattfindet die Lampen herabgenommen, Blumen an der Stelle kommen. So daß also im Sommer es nur zu diesem Zweck bestimmt, erscheine. Nur Sie verehrtester Herr Geheimrath können mit Ihrem Geschmack Ihrem Talent diese idée zu Ausführung bringen [...].“ (2) Hatte Schinkel sich beim Umbau des Schlosses Charlottenhof mit den dezidierten Vorstellungen des Kronprinzen zu arrangieren, bekam er mit diesem Schreiben eine Idee der Kronprinzessin für einen Leuchter in Kombination mit einer Blumenampel vorgelegt. (3) Schinkel wählte für die „elegante Form“ einen aus konvexen und konkaven Schwüngen gestalteten durchbrochenen Korb (4), der bereits auf die Korb- und Kelchkronen der 1830er Jahre verweist, dennoch mit seiner architektonischen und zeichnerischen Klarheit dem Charakter der Kronleuchter aus den 1820er Jahren verpflichtet bleibt. Wie der Leuchter in seiner doppelten Funktion als üppig gefüllter Blumenkorb die sommerliche Pracht der mit Blumen dekorierten Dreifüße der Säulenvorhalle mit dem Innenraum zu verbinden vermochte, ist auf einem Aquarell unbekannter Herkunft eingefangen. Der Leuchter wird der Bronzefabrik Werner und Neffen zugeschrieben und sicherlich kurz nach dem Auftrag an Schinkel 1829/1830 gefertigt worden sein. (1) Siehe, Börsch-Supan, Eva 2011, S. 519-524. (2) Gräfin v. Reede an Schinkel, 22. September 1829, BIJ, Slg. Autographa, acc.ms.1922.1570.36. Zitiert nach Wolzogen 2016, Aus Schinkels Nachlß II. Kritische Edition, S. 1066. (3) Zur Kombination von Leuchter und Blumenschmuck vgl. SPSG, AK 35, fol. 15. Hier ist eine Krone für Kerzen und künstlische Blumen vermerkt. (4) Vgl. SMBPK, Schinkel Nachlass, Inv. Nr. SM 46.17, Karl Friedrich Schinkel, Entwurf zu einem Kronleuchter mit Öllampen für den Wintergarten im Palais des Prinzen Albrecht 1830/1831. Die Kontur aus drei konkaven Schwüngen ist ähnlich straff gespannt. Birgit Kropmanns
Kronleuchter | |
Hauptmaß: Höhe: 102 cm Durchmesser: 55 cm | |
Messing, feuervergoldet | |
VIII 275 | |
2025-02-05 21:23:52 | |
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Dieses Objekt im Museum
Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.