Deckelpokal mit Ansicht der Stadt Prenzlau
Beschreibung
Pokal aus farblosem Glas mit manganstichigem Deckel. Auf quadratischem Fuß ein massiver Plinthenschaft, einseitig mit der teils beriebenen und nicht mehr lesbaren Aufschrift "... der Stadt Prenzlau", der Boden tief ausgekugelt und mit konzentrischen, geschliffenen Rillen als Blume gestaltet. Der Ansatz der angesetzten, becherförmigen, hohen Kuppa ist wabenfacettiert. Deren Wandung trägt eine geschnittene Vedute der Stadt Prenzlau, daneben die Inschrift "Vivat Prenzlau". Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Schwan in einem Blätterkranz dargestellt mit der Inschrift "Es lebe ein Hoch Edler Majestät". Der vergoldete Mündungsrand ist mit einem vergoldeten Perlfries verziert. Ein ebensolcher ziert den Rand des Deckels, die Abstände zwischen den einzelnen Kugelungen sind dort jedoch größer, darüber ein dünner, goldener Strich. Auf dem flach ansteigenden Deckel unter einer Blattranke die Inschrift "Abraham Friedrich v.Arnim 24 Junius 1798"; der Knauf aus Ringscheibe, Baluster mit Kugelfries und Nodus ist oben vergoldet. Deckel und Pokal sind nicht nicht zusammengehörig, denn nicht nur die Feinheit der Veredelung sondern auch die Farbe der Glasmasse weicht ab. Der Manganstich lässt sich nicht allein durch Sonneneinwirkung erklären. Möglicherweise hat der Stifter des Pokals, entweder Abraham Friedrich von Arnim (geb. 1753), das achte Kind des gleichnamigen Schlossherrn im nahen Kröchlendorff, oder sein Namensvetter, Neffe und Erbherr von Kröchlendorff (1777–1845) diesen Deckel nachträglich zur Aufnahme der Widmung bei einer regionalen Glashütte in Auftrag gegeben. Die Stadtansicht Prenzlaus wurde sicherlich in Schlesien, vermutlich in Warmbrunn, geschnitten. Vor einer Reihe Wohnhäuser dargestellt ist die Marienkirche mit ihren hoch aufragenden Türmen. Das Motiv des Schwans ist dem Stadtwappen entlehnt. Sehr ähnliche Vergleichsstücke des Deckelpokals wurden von Johann Sigismund Menzel mit Silhouetten von Friedrich Wilhelm II. sowie von Friedrich Wilhelm III. noch als Kronprinz dekoriert. Aber auch andere Dekore finden sich auf formähnlichen Varianten aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Geliefert hat sie wohl eine schlesische Glashütte, seit 1763 Preußen zugehörig, oder die Zechliner Hofglasmanufaktur, wie Robert Schmidt vermutet (vgl. Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 103; Lichtenberg, Menzel, 2019, Abb. 8f., S. 29f.; Netzer, Von schönen und necessairen Künsten, 2017, Abb. 1; Klesse/Saldern, 500 Jahre Glaskunst, 1978, Kat. 169, S. 222f.). Der Deckelpokal gehört zum Altbestand des Museums. [Verena Wasmuth]
Glas | |
H. 18,2 cm; Dm. unten 6,5 cm; Dm. oben 8,5 cm; H. Deckel 6,0 cm; Dm. Deckel 7,2 cm | |
Glas / in Hilfsmodel geblasen, geformt, geschliffen, geschnitten, poliert | |
V/3230 a,b/B | |
2025-02-05 21:23:51 | |
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Dieses Objekt im Museum
Das Museum befindet sich im ehemaligen Dominikanerkloster, einer der besterhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen in Nordostdeutschland. Der gesamte Kreuzgangbereich sowie Teile des ersten Obergeschosses werden museal genutzt, Friedgarten und Refektorium außerdem für Festveranstaltungen und Konzerte. Ein moderner Galerieraum wurde 2011 im angrenzenden ehemaligen Waschhaus eröffnet. Das Kloster hat sich seit der umfassenden Sanierung 1997-1999 zu einem für die Region bedeutenden Kulturstandort entwickelt. Es vereinigt unter seinem Dach das Kulturhistorische Museum, das Historische Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und das Veranstaltungszentrum "Kulturarche". Der Besucherservice mit Ladengalerie bietet touristische Informationen und Veranstaltungstickets. Das Museum hat aufgrund seiner weit über 100-jährigen Geschichte - trotz erheblicher Kriegsverluste - einen großen Sammlungsbestand zur Stadt- und Regionalgeschichte. Schwerpunkte bilden die Kloster- und Kirchengeschichte mit sakralen Objekten der Region und herausragenden archäologischen Funden aus dem Kloster Seehausen, die mittelalterliche Stadtentwicklung, das Zunftwesen, die Rolle Prenzlaus als preußische Garnisonsstadt und die mannigfachen Brüche in der Geschichte der Stadt sowie eine kleine Schau zum hier geborenen Maler und Goethefreund Jakob Philipp Hackert. Mehrere Sonderausstellungen jährlich und Projekte im Rahmen von "Kulturland Brandenburg" sind mehr als nur eine Ergänzung.