Hagemeister, Karl: Seerosen und Birken, 1912
Beschreibung
Dargestellt ist ein nahsichtiger Draufblick auf zwei und eine weitere Seerosen in einem Teich unweit des Ufers, an welchem sich zwei Birken erheben, deren unterer Teil der Stämme die intime Szene abrundet. Der dunkelgrün-blaue Farbklang wird durch weiß akzentuiert und einige lindgrüne Blätter bereichert. Der graue Himmel spiegelt sich vor allem vorn silbriggrau im Wasser. Wie immer im Spätwerk des Landschaftsmalers Karl Hagemeister (1848-1933) abstrahiert er die Natur und arbeitet rasch und pastos, teilweise auch mit Spachtel und Handballen. Dieses Gemälde hielt er vielleicht für besonders gelungen und wollte es nicht verkaufen, worauf das Klebeetikett auf der Rückseite deutet. Es ist überliefert, dass sich der Maler von manchen seiner Gemälde nur schwer trennen konnte. Wenn auch der serielle Charakter solcher Gemälde unverkennbar ist, steckt in jedem von ihnen die Persönlichkeit des Malers, der über sein Naturverhältnis in seinen Tagebüchern schrieb: "Wenn ich in die Natur hinausgehe, und es sei auch an eine Stelle, die ich ganz genau kenne, so bin ich gar nicht imstande, mich sofort hinzusetzen und zu malen. Ich muß vielmehr längere Zeit still die Umgebung auf mich wirken lassen und mich ganz mit der Stimmung durchsättigen (...). Wenn ich dann den Grundton eingesogen habe, so bringe ich ihn als beherrschenden Farbakkord auf die Leinwand. Und diese Grundierung bleibt die Dominante, auf der das ganze Bild aufgebaut wird. (...) aus diesem großen Stimmungston [entstehen] alle anderen Dinge in ihren besonderen Tönen. Auf diese Art und Weise wurde das Kolorit meiner Bilder organisch und nicht bloß geschmackvoll zusammengestimmt. Bei dieser Darstellungsart blieb ich nun mein Leben lang, ob große oder kleine Bilder entstanden (...)". (zitiert nach Warmt, S. 29) Das Gemälde ist bezeichnet rechts unten mit dunkelbrauner Farbe "K Hagemeister. / 1912". Der Malgrund der unbemalten Leinwand ist an den Rändern und vor allem unten erkennbar und spricht mit. Der Erhaltungszustand ist gut. Rückseitig am Keilrahmen finden sich zwei alte Klebeetiketten. Das eine, "Eigenthum / Friedrich Hagemeister / Prof. Hagemeister" mit der Handschrift Karl Hagemeisters deutet auf eine Schenkung, Friedrich Hagemeister (1850-1937) war der taubstumme Bruder des Malers, um den er sich sehr kümmerte. Das maschinenschriftliche Etikett ist ein Hinweis auf den Nachlass Schweitzer, in den das Bild offenbar nach dem Tod des Bruders gelangte. (ib) Das Gemälde gelangte 1983 aus dem Nachlass von Margarethe Schweitzer, Großnichte des Künstlers, an die Sammlung des Museums. Literatur: Warmt, Hendrikje: Karl Hagemeister. In Reflexion der Stille, Berlin-Brandenburg 2016, G 478 m. Abb. S. 467 (= Warmt G 478). - Karl Hagemeister. Zum 160. Geburtstag. Werke des märkischen Künstlers aus dem Bestand des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel, hrsg. von Heike Köhler, Brandenburg 2008, Titelbild.
Gemälde | |
Bildgröße: Höhe 110,2 cm, Breite 75,0 cm ; Rahmengröße: Höhe 118,9 cm, Breite 83,5 cm, Tiefe 3,5 cm | |
Öl auf Leinwand auf Keilrahmen, gerahmt | |
V00264KaGe | |
2024-08-06 11:38:44 | |
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Dieses Objekt im Museum
Das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel geht auf die Sammlung des Historischen Vereins zurück, der 1868 gegründet, diese zunächst im Steintorturm, ab 1923 im barocken Frey-Haus ausstellte. Das 1919 vom Spielzeugfabrikanten Ernst Paul Lehmann erworbene und dem Historischen Verein für die stadtgeschichtliche Ausstellung zur Verfügung gestellte Haus übergaben seine Erben 1939 der Stadt über, ebenso übergab der Historische Verein die Sammlungsbestände in städtisches Eigentum. Das Stadtmuseum umfasst heute drei Ausstellungsorte: das Frey-Haus mit seinen Nebengebäuden - ein bürgerliches, barockes Juwel im Zentrum der Altstadt, das Gotische Haus mit seiner Dauerausstellung zu "Alchemie und Alltag" und den mittelalterlichen Steintortum in der Neustadt mit der Sammlung zu Havelschifffahrt. Im Frey-Haus wird in wechselnden Sonderausstellungen die jüngere Stadtgeschichte gezeigt, deren Ereignisse das Leben der Brandenburger bis heute prägen sowie eine ständige Ausstellung zur über hundert Jahre alten Spielzeugtradition in Brandenburg an der Havel, die Kinder wie Sammler für das Blech- und Lineol-Spielzeug "Made in Brandenburg an der Havel" begeistert. Der Steintorturm ist nur zwischen April und Oktober geöffnet, das Gotische Haus während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung.