Dietmar Fuhrmann CC BY-NC-SA

Beschreibung

Neues Testament in deutscher und wendischer (niedersorbischer) Sprache. Der Druck erfolgte zweispaltig und zweisprachig: links deutsch, rechts wendisch. Er sollte helfen, den Analphabetismus der Wenden um Cottbus zu beheben. Diese stellten damals in mehreren Kreisen der Lausitz die Bevölkerungsmehrheit und waren noch weitestgehend einsprachig wendisch. Initiator und Übersetzer war der evangelische Pfarrer Johann Gottlieb Fabrizius. Unterstützung erhielt Fabricius vom Königlich-Preußischen Land-Oberjägermeister Christian von Pannwitz. Fabrizius sammelte Geld, und der "Herr von Pannwitz gab selber dazu einen ansehnlichen Betrag". Christian von Pannwitz verkehrte in pietistischen Kreisen und wollte seinen Untertanen bei der Seelsorge in der Muttersprache helfen, u.a. durch Stipendien für Theologiestudenten. Nach dem Tod führte seine Witwe, Anna Justina von Pannwitz, geborene von Lüderitz (1664 - 1716), das Vorhaben im Sinne des Gatten fort. 1709 unterstützte sie den Druck mit einer "beträchtlichen Summe" und erfüllte so den letzten Wunsch ihres Mannes. Dem König von Preußen Friedrich I. (1657 - 1713) widmete Fabrizius Dank, dass "Sr. Königl. Majest. in Preußen solche Übersetzung nicht allein allergnädigst concedieret, sondern auch zum Drucke einen allergnädigsten Beytrag gethan, und durch Dero Hohes Königliche Exempel auch andere zu einer gütigen Beysteuer auffgemuntert" wurden. Außenpolitische Erwägungen hatten Friedrich I. zur toleranten Sprachenpolitik geführt. Dies revidierte Friedrich Wilhelm I. (1688 - 1740), der zwischen 1717 und 1735 mehrere antiwendische Verordnungen erließ. So sollten z.B. Wenden nur getraut werden, wenn sie die deutsche Sprache beherrschten. Wendischsprechen wurde mit Geldbußen geahndet. Erst Friedrich II. (1712 - 1786) kehrte zur toleranteren Politik seines Großvaters zurück, allerdings nur im Kreis Cottbus. Für den benachbarten Wendischen Distrikt bestimmte er, dass es bei der "verordneten Abschaffung der wendischen Sprache" bleibe. Damit wurde dort die slawische Sprache der Lausitzer Ureinwohner unwiederbringlich ausgerottet.

Objektart Druckerzeugnis
Material Druck, Papier
Inventarnummer X 6235/S
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:52
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Wendisches Museum CC BY-NC-SA

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Wendisches Museum

Das Wendische Museum / Serbski muzej wurde am 3. Juni 1994 in der Altstadt von Cottbus eröffnet. Es verweist auf anderthalb Jahrtausende slawischer, d.h. sorbischer/wendischer Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Behandelt werden die Themen Volkskunst, bildende Kunst, Sprache, Schrifttum, Literatur, Musik, Trachten und Bräuche sowie Numismatik und Postgeschichte aus sorbischer/wendischer Sicht mit dem Schwerpunkt Niederlausitz. In den ersten zwanzig Jahren seines Bestehens präsentierte das Wendische Museum insgesamt 88 Sonderausstellungen, zählte über 90.000 Besucher und erarbeitete sich den Ruf als Leitmuseum für die wendischen Heimatstuben der Region. Seit 2006 gibt das Haus die Schriftenreihe "Sorbische Kostbarkeiten / Serbske drogotki" heraus. Bei allem wird auch auf sorbisch-deutsche Zweisprachigkeit geachtet. Das Wendische Museum ist eine Kultureinrichtung der Stadt Cottbus/Chóśebuz und wird von der Stiftung für das sorbische Volk gefördert, die durch Fördergelder des Bundes und der Länder Sachsen und Brandenburg unterhalten wird.

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