Altes Testament (niedersorbisch-wendisch)

Dietmar Fuhrmann CC BY-NC-SA

Beschreibung

Nach dem 1709 von Pfarrer Johann Gottlieb Fabrizius (1681 - 1741) in Kahren realisierten Druck des Neuen Testaments in wendischer Sprache folgte 1791 der Kolkwitzer Pfarrer Johann Friedrich Fritze mit der Übersetzung des Alten Testaments. 1796 konnte er es nach zähen Verhandlungen mit der preußischen Obrigkeit drucken lassen. Damit lag erstmals die gesamte Bibel in niedersorbisch-wendischer Sprache vor. Der Oberpfarrer Johann Sigismund Friedrich Schindler (1758 - 1841) aus Peitz überarbeitete sie: 1821 das Neue Testament, welches 1822 in Cottbus neu gedruckt wurde. 1824 erschien in Berlin das Alte Testament. Bisweilen findet man beides zusammen gebunden. Geistliche Bücher waren unter den Wenden überaus beliebt. Mit ihrer Hilfe erlernten sie Lesen und Schreiben in ihrer Muttersprache. Wendische Schulbücher und weltliche Literatur, Zeitungen gab es bis dahin nicht, bzw. sie wurden nicht genehmigt. Wo sie gedruckt wurden, folgten rasch Verbote. So wurde in Calau 1669 die erste gedruckte sorbische Schulfibel "ABC-kniglicki" des Pfarrers Georg Ermel (um 1610 - 1685) eingezogen und vernichtet. Um 1824, 1825 und 1829 den Druck eines dreiteiligen Predigtenbuchs in Wendisch zu finanzieren, erhielt Pfarrer Schindler zwar vom Staat eine Zuwendung, musste aber zweihundert Taler aus privatem Vermögen beifügen. Er kämpfte Zeit seines Lebens gegen preußische und sächsische Germanisierungspläne. Beim Anschluss des Kreises Cottbus an Sachsen protestierte er 1807 mutig gegen Versuche, die wendische Sprache aus Kirche und Schule zu verdrängen. Bei Schulvisitationen hielten ihm seine Gegner vor, dass er das Wendische zu sehr fördere und seine Schulen um Peitz zu den schlechtesten des ganzen Kreises gehörten. Als er um Gehaltsverbesserung zur Unterstützung seiner Übersetzer- und Herausgeberarbeit ersuchte und für den Druck wendischer Schulbücher, wurde dies 1830 abgelehnt. Schindlers Bücher sind Denkmäler für die humanistische Gesinnung einzelner mutiger Geistlicher gegen die Germanisierungswut des deutschen Staates im 18. und 19. Jahrhundert.

Objektart Buch
Material Papier, Druck
Inventarnummer X 6853/S
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:52
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Wendisches Museum CC BY-NC-SA

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Wendisches Museum

Das Wendische Museum / Serbski muzej wurde am 3. Juni 1994 in der Altstadt von Cottbus eröffnet. Es verweist auf anderthalb Jahrtausende slawischer, d.h. sorbischer/wendischer Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Behandelt werden die Themen Volkskunst, bildende Kunst, Sprache, Schrifttum, Literatur, Musik, Trachten und Bräuche sowie Numismatik und Postgeschichte aus sorbischer/wendischer Sicht mit dem Schwerpunkt Niederlausitz. In den ersten zwanzig Jahren seines Bestehens präsentierte das Wendische Museum insgesamt 88 Sonderausstellungen, zählte über 90.000 Besucher und erarbeitete sich den Ruf als Leitmuseum für die wendischen Heimatstuben der Region. Seit 2006 gibt das Haus die Schriftenreihe "Sorbische Kostbarkeiten / Serbske drogotki" heraus. Bei allem wird auch auf sorbisch-deutsche Zweisprachigkeit geachtet. Das Wendische Museum ist eine Kultureinrichtung der Stadt Cottbus/Chóśebuz und wird von der Stiftung für das sorbische Volk gefördert, die durch Fördergelder des Bundes und der Länder Sachsen und Brandenburg unterhalten wird.

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