Wendisches Gesangsbuch
Beschreibung
Pfarrer Albin Moller (1541 - 1618) aus Straupitz verdanken wir das erste gedruckte wendische Buch - ein 1574 in Bautzen gedrucktes niedersorbisches Kirchgesangbuch. Nur ein Exemplar blieb erhalten. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620 - 1688) hatte 1667 im Wendischen Distrikt der Kurmark, d.h. in den Dörfern um Beeskow, Storkow, Teupitz und Zossen, die Vernichtung aller wendischen Bücher und die Abschaffung wendischer Gottesdienste angeordnet. 1668 erarbeitete das Lübbener Oberkonsistorium auf Befehl des Herzogs Christian I. von Sachsen-Merseburg eine "Ohnvorgreifliche Monita, wie im hiesigen Markgraftum die gänzliche Abschaffung der wendischen Sprache am ehesten könne befördert werden". Zu Förderern des Wendischen indes gehörte der deutsche Pfarrer Johann Ludwig Will (1710 - 1771). Er gab 1749 in Cottbus eine "Kleine Sammlung geistreicher Lieder" mit 211 Liedern heraus. In Lübben wurde 1769 das Gesangbuch "Lubnowski Szarski Sambuch" des deutschen Pfarrers Johann Gottlieb Hauptmann (1703 - 1768) gedruckt, das bis 1863 im Gebrauch blieb. Hauptmann verfasste 1761 auch eine wendische Grammatik und schrieb im Vorwort: "… niemand hasset und verachtet die Wendische Sprache, als der sie nicht verstehet." Er prognostizierte: "... ja ich wette, daß die Wendische Sprache dich und mich überleben werde." Das Evangelische Konsistorium in Brandenburg meinte 1821: "Nimmt man nämlich auf das unmittelbare Bedürfnis Rücksicht, so muß allerdings an eine neue Auflage gedacht werden. Erwägen wir aber, daß jeder neue Abdruck eines wendischen Gesangbuches die Wenden im Festhalten und Gebrauch ihrer Muttersprache wieder auf lange Zeit befestige ..., so scheint diese Forderung eines solchen Werkes wieder gar bedenklich." 1915 gab die Vereinigung Maśica Serbska in Cottbus das für fast einhundert Jahre letzte Gesangbuch heraus. Im Dezember 2007 erschien das neueste niedersorbisch-wendische Choralbuch "Duchowne kjarliže" - eine bibliofile Kostbarkeit, nicht zuletzt durch den Druck in traditioneller Schwabacher Schrift und moderner lateinischer Schrift.
Buch | |
Druck, Papier | |
X 6852/S | |
2025-02-05 21:23:52 | |
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Dieses Objekt im Museum
Das Wendische Museum / Serbski muzej wurde am 3. Juni 1994 in der Altstadt von Cottbus eröffnet. Es verweist auf anderthalb Jahrtausende slawischer, d.h. sorbischer/wendischer Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Behandelt werden die Themen Volkskunst, bildende Kunst, Sprache, Schrifttum, Literatur, Musik, Trachten und Bräuche sowie Numismatik und Postgeschichte aus sorbischer/wendischer Sicht mit dem Schwerpunkt Niederlausitz. In den ersten zwanzig Jahren seines Bestehens präsentierte das Wendische Museum insgesamt 88 Sonderausstellungen, zählte über 90.000 Besucher und erarbeitete sich den Ruf als Leitmuseum für die wendischen Heimatstuben der Region. Seit 2006 gibt das Haus die Schriftenreihe "Sorbische Kostbarkeiten / Serbske drogotki" heraus. Bei allem wird auch auf sorbisch-deutsche Zweisprachigkeit geachtet. Das Wendische Museum ist eine Kultureinrichtung der Stadt Cottbus/Chóśebuz und wird von der Stiftung für das sorbische Volk gefördert, die durch Fördergelder des Bundes und der Länder Sachsen und Brandenburg unterhalten wird.