Kleiner sorbischer Dudelsack

Dietmar Fuhrmann CC BY-NC-SA

Beschreibung

1989 originalgetreu gebauter, so genannter kleiner sorbischer Dudelsack (měchawa), gebaut von Steffen Kostorz und von ihm bespielt in der sorbischen Folkloregruppe Sprjewjan, Bautzen, wurde durch das Wendische Museum 1999 erworben. In Konstruktion und Spielweise gleichen sich großer und kleiner sorbischer Dudelsack ("kozoł" und "měchawa"). Mittels eines Blasebalgs wird im Windsack aus Ziegenfell bzw. Ziegenleder Luft zugeführt und gestaut und in die Pfeifen geleitet, die der Musikant spielend in den Händen hält bzw. die ihm rückwärts über die linke Schulter hängt. Die aus Obstbaumholz gedrechselten Pfeifen enden in verzierten Messingschalltrichtern. Sorbische Dudelsäcke sind in F gestimmt. Der näselnde Klang wird in den Pfeifen durch ein an einem Messingröhrchen befestigtes Schilfblättchen erzeugt. Der zottige große Dudelsack trägt einen verzierten Ziegenbockskopf mit Wildschweinhauern. Der kleine Dudelsack ist gegerbt, dunkel gefärbt und ohne zierendes Köpfchen. Er bot auch einen würdigeren Anblick und begleitete einst die Hochzeitsgesellschaft beim feierlichen Kirchgang. Zum Hochzeitstanze aber spielte man den zottigen großen Dudelsack. Gegenwärtig gibt es in der Lausitz zwei sorbische Dudelsackbauer, doch werden auch in Polen und Tschechien sorbische Volksmusikinstrumente hergestellt. Geschätzt mehr als 50 kleine und große sorbische Dudelsäcke sind im Umlauf, d.h. im Besitz von Museen, von Musikformationen oder in privatem Besitz. Das Sorbische National-Ensemble Bautzen, das Sorbische Folkloreensemble aus Schleife sowie weitere Musikformationen und Einzelpersonen nahmen in der DDR oder nach 1990 die Tradition der sorbischen Volksmusikanten auf. In der Parochie Schleife gibt es eine seit dem Mittelalter ununterbrochene Tradition. Gegenwärtig spielen auch einige Mädchen Dudelsack, was früher unüblich war. Die älteste bekannte Darstellung eines wendischen Dudelsackspielers findet man in der Kirche zu Briesen bei Cottbus. Unter den spätgotischen Fresken, die das gesamte Kircheninnere schmücken und auf 1486 datiert werden, befindet sich rechts vom Eingang das Bild eines Musikanten mit Dudelsack mit Anblasrohr. Der tschechische Volksmusikant Josef Režný ist Autor des Buches "Der sorbische Dudelsack" (Bautzen, 1993), der umfassendsten Darstellung nebst Bauanleitung.

Objektart Musikinstrument
Inventarnummer X 4927/M
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:52
Zum Objekt im Museum Digital
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Wendisches Museum CC BY-NC-SA

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Wendisches Museum

Das Wendische Museum / Serbski muzej wurde am 3. Juni 1994 in der Altstadt von Cottbus eröffnet. Es verweist auf anderthalb Jahrtausende slawischer, d.h. sorbischer/wendischer Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Behandelt werden die Themen Volkskunst, bildende Kunst, Sprache, Schrifttum, Literatur, Musik, Trachten und Bräuche sowie Numismatik und Postgeschichte aus sorbischer/wendischer Sicht mit dem Schwerpunkt Niederlausitz. In den ersten zwanzig Jahren seines Bestehens präsentierte das Wendische Museum insgesamt 88 Sonderausstellungen, zählte über 90.000 Besucher und erarbeitete sich den Ruf als Leitmuseum für die wendischen Heimatstuben der Region. Seit 2006 gibt das Haus die Schriftenreihe "Sorbische Kostbarkeiten / Serbske drogotki" heraus. Bei allem wird auch auf sorbisch-deutsche Zweisprachigkeit geachtet. Das Wendische Museum ist eine Kultureinrichtung der Stadt Cottbus/Chóśebuz und wird von der Stiftung für das sorbische Volk gefördert, die durch Fördergelder des Bundes und der Länder Sachsen und Brandenburg unterhalten wird.

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