Kaffeekanne RATIONELL mit Blumenmuster
Beschreibung
Das RATIONELL-Geschirr wurde wie das Pressglassortiment EUROPA von Margarete Jahny und Erich Müller für die Hotelkette Interhotel entworfen. Auch für das RATIONELL-Geschirr gingen die Gestalter empirisch vor, indem sie drei Hotels der Kette besuchten und dort die Konditionen sowie den Bedarf untersuchten. Es wurde festgestellt, dass das neue Geschirr robust, kompakt und mit glatten Oberflächen versehen sein müsste, um den hektischen Alltag im Hotel möglichst bruchfrei zu überstehen, wenig Stauraum zu benötigen und einfach reinigbar zu sein. Nach einer vierwöchigen Testphase in einem Interhotel wurde die umfangreiche Funktionalität des Geschirrs bestätigt, womit es als Gaststättengeschirr in der DDR nun sehr weite Verbreitung fand. Bekannt ist RATIONELL auch als das Geschirr des DDR-Reisegastronomie-Betriebs MITROPA. Neben den schlicht gehaltenen weißen Kannen wurden von den Gestaltern ursprünglich zudem schlichte, unterschiedlich bemessene und farblich differenzierte Banddekors entwickelt, um Wünschen nach dekorierten Geschirrvarianten entgegen zu kommen. Dennoch wurden die Kaffeekannen sehr bald vom Hersteller mit eigenen bunten Abziehbildern dekoriert. Hier zu sehen ist beispielsweise eine Kanne mit einem Abziehbild aus orange-, gelb-, hellbraun- und dunkelbraunfarbige Blumenblüten. Begleitet wurde die Entwicklung des Geschirrs durch zwei für die Gestalter unerfreuliche Erfahrungen: Müller entwickelte für das Hotelgeschirr einen speziell geformten Deckel, der ohne festgehalten oder in eine bestimmte Position gedreht zu werden beim Eingießen nicht hinabfällt. Bevor das Patent jedoch erteilt war, wurde das Geschirr westdeutschen Handelsvertretern auf der Leipziger Messe vorgeführt und kurze Zeit später von Bauscher, einem Hotelporzellanhersteller in Weiden, aufgegriffen. Davor versuchte Jahny ein möglichst tropffreies Eingießen zu ermöglichen, was mit einem zeitlich abgelaufenen Patent von Bauscher wiederum hätte gelöst werden können. Dazu wurde in die Spitze der Schnaupe ein kleines Loch eingefügt. Dieses Verfahren wurde jedoch vom Hersteller als produktionstechnisch zu aufwändig abgelehnt.
Kanne | |
ø 8 cm, h 10,5 cm | |
Porzellan | |
7280/96-DDR | |
2025-02-05 21:23:51 | |
Herunterladen |
Details und verwandte Objekte
Einordnung
Schlagworte
Dieses Objekt im Museum
Museum Utopie und Alltag. Alltagskultur und Kunst aus der DDR Die Gegenstände des Alltags verschwinden, je weniger bedeutsam sie erscheinen und je beiläufiger sie gebraucht werden. Den Alltagsobjekten aus der DDR hat sich das Museum Utopie und Alltag am Standort Eisenhüttenstadt verschrieben. Dort sammelt es seit 1993 - zunächst unter dem Namen Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR - Gebrauchsgegenstände, Fotografien, Dokumente, Plakate und anderes mehr. Die von über 2000 Schenkern gestifteten Objekte der Sammlung bilden so etwas wie ein Sachinventar der DDR-Gesellschaft, das in wechselnden Ausstellung themenzentriert gezeigt und in der Dauerausstellung in den Kontext von Politik und Gesellschaft gestellt wird. Damit die Dinge kein Sammelsurium bilden, wird auf die Kontextualisierung durch Interviews und wissenschaftliche Erschließung der Sammlungen Wert gelegt. Die hier dokumentierten Objekte aus dem Bestand des Hauses zeigen Beispiele von Gebrauchsgegenständen, die in meist großer Verbreitung im Alltag anzutreffen waren.