Apollo und Marsyas
Beschreibung
Apollo und Marsyas; nach Raffael. Kupferstich des Meisters mit dem Würfel, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Links ist der an einen Baum gefesselte Marsyas zu sehen, vor ihm kniet ein Mann, der ein Messer aus einer Schachtel nimmt. Weiter rechts sitzt Apollo mit einer Kithara auf dem Schoß und weist auf das Messer. Ganz rechts betrachtet eine Muse nachdenklich das Geschehen. Beschriftet am unteren Bildrand: „Romae apud Philippum Thomassinu / Raphael Vrb. Inv.“, das Monogramm „B“ des Stechers auf dem Würfel unten rechts. Dargestellt ist eine Episode aus der griechisch-römischen Mythologie: Der Satyr Marsyas forderte, überzeugt von seiner Kunstfertigkeit, den Gott Apollo zu einem Musikwettstreit heraus, den er schließlich verlor. Zur Strafe für seine Überheblichkeit ließ ihm Apollo bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Die Abbildung wurde von dem geheimnisvollen Meister mit dem Würfel gestochen, einem Künstler, der dem Umfeld von Raffael und Marcantonio Raimondi zugerechnet wird, ohne dass seine Identität bisher zweifelsfrei geklärt werden konnte. Philippe Thomassin, ein in Rom ansässiger, französischer Kupferstecher (Lehrer von Jaques Callot) und Kunsthändler nutzte offenbar die Druckplatte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, um weitere Drucke herzustellen. Diesem Zustand entspricht das hier präsentierte Blatt. Giovanni Giacomo de Rossi, der wichtigste römische Kunstverleger des 17. Jahrhunderts gab später noch einmal Blätter von diesem Stich heraus, ein Abdruck dieser Auflage befindet sich ebenfalls in der Wredow-Kunstsammlung. | Wolfgang Rose
Druckgrafik | |
HxB 186 x 286 mm | |
Papier / Kupferstich | |
V07510Kb | |
2025-02-05 21:23:51 | |
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Dieses Objekt im Museum
Die Stiftung Wredowsche Zeichenschule ging aus einer 1870 gegründeten gewerblichen Zeichenschule hervor. Hier sollten Handwerker in der ansprechenden, materialgerechten Gestaltung ihrer Produkte unterrichtet werden. Ab 1871 wurde die Schule von dem aus Brandenburg stammenden Berliner Bildhauer August Wredow (1804-1891) mit Geld, Unterrichtsmitteln und Kunstgegenständen unterstützt. Schon bald erhielt die Einrichtung daher seinen Namen. Wredow finanzierte größtenteils den Bau eines eigenen, 1878 eröffneten, Schulgebäudes. Um sein Engagement auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen, gründete der Mäzen 1883 die Stiftung und versah sie mit einem ansehnlichen Kapital. Nach seinem Tod erbte die Stiftung die gesamte private Kunstsammlung und Kunstbibliothek Wredows. In den folgenden Jahrzehnten war die Wredowsche Zeichenschule für zahlreiche Brandenburger eine wichtige Stätte eigener künstlerischer Erfahrungen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellten Stiftung und Schule ihre Arbeit ein und wurden erst 1990 wiederbelebt. Seit 1996 haben sie ihren Sitz wieder im historischen Schulgebäude am Wredowplatz in Brandenburg. Die staatlich anerkannte Kunstschule richtet sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche mit kreativem Interesse sowie an Handwerker. Das Unterrichtsspektrum ist modern und breit gefächert. Zeichnen, Malen, plastisches und experimentelles Gestalten, Kommunikationsdesign und Grafik, aber auch Zirkus- und Theaterkurse werden angeboten. Wesentliche Säulen der Stiftung waren von jeher die Kunstsammlung und die Kunstbibliothek. Der Bildhauer Wredow sammelte Kunstwerke und Bücher zunächst vermutlich auf Grund ihn interessierender künstlerischer Aspekte. Mit seinem zunehmenden Engagement für die Zeichenschule dürfte der Sammlungszweck stärker davon bestimmt worden sein, dass die Objekte einerseits als Anschauungsmaterial für den Unterricht dienten, andererseits die „Teilnahme des Publikums an der Pflege des guten Geschmacks“ (§ 2 c Stiftungsstatut) anregen sollten. Die Sammlung umfasst etwa 20.000 Objekte, hauptsächlich Druckgrafiken aus fünf Jahrhunderten, aber auch Gemälde und Skulpturen. Sie wird seit 1950, ebenso wie die historische Kunstbibliothek im Stadtmuseum Brandenburg aufbewahrt. Mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Stadt Brandenburg wurde 2017 begonnen, die Bestände der Kunstsammlung aufzuarbeiten und schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da die Erfassung der Sammlung im Rahmen dieses Projektes noch nicht abgeschlossen ist, ist ihre Nutzung für wissenschaftliche, publizistische und andere Zwecke zurzeit nur stark eingeschränkt möglich.