Studio Jester Blank (2018) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Die Statue des Kaisers Karl des Großen (747-814) mit einem Drachen gehörte wie die von Julius Caesar sowie der Kaiser Konstantin und Rudolph I. von Habsburg (vgl. Skulpt.slg. 88, 89, 91) zum repräsentativen Bildprogramm des Alabastersaals im Berliner Schloss. Kurfürst Friedrich Wilhelm gab diese vier wie auch die seiner Amtsvorgänger (vgl. Skulpt.slg. 78 bis 87) bei dem Niederländer Bartholomeus Eggers (1637-1692) in Auftrag. Die Vollendung des gesamten Zyklus erlebte der Kurfürst allerdings nicht mehr. Während des Aufenthaltes des Bildhauers in Berlin in den Jahren 1687 und 1688 starb Friedrich Wilhelm am 9. Mai 1688. Eggers erinnerte daraufhin den Vertrauten des neuen Kurfürsten Friedrich III., den Geheimen Staats- und Kriegsrat Eberhard von Danckelmann, an die ihm schon von Friedrich Wilhelm in Aussicht gestellten Kaiser-Statuen und bewarb sich ebenso darum, die noch fehlende zwölfte Skulptur Friedrichs III. anzufertigen. Nach kurz darauf erfolgter Auftragserteilung wurden die fünf Statuen bis 1689 von Eggers nach Berlin geliefert. Gemeinsam mit den zwölf brandenburgischen Kurfürsten gehörten die vier Kaiser-Statuen zur Hauptdekoration des 1681 bis 1685 für Kurfürst Friedrich Wilhelm errichteten neuen Festsaals. Sie stellten die legitimen Machtansprüche des Hauses Hohenzollern durch das Aufzeigen des hohen Alters der Dynastie (daher die Zwölfzahl der Kurfürsten-Statuen) sowie die Herleitung der familiären Wurzeln bis in die Zeit der Antike dar. Chronologisch setzt das ikonographische Programm mit den vier Kaiser-Statuen ein. Die Vierzahl verweist auf die vier Weltmonarchien nach dem Buch Daniel in der Bibel: Babylonien/Assyrien, Persien, Griechenland und Rom und damit auf die übergreifende Reichsidee. Das Heilige Römische Reich deutscher Nation beanspruchte die legitime Fortsetzung des Römischen Reichs. Die vier Skulpturen wandeln das Thema der vier Weltregimente also geistvoll ab. Die Folge beginnt mit Caesar, dem Begründer des Römischen Reichs, setzt sich fort über den ersten christlichen Kaiser Roms, Konstantin, leitet über zu Karl dem Großen, mit dessen Kaiserkrönung im Mittelalter die Idee des erneuerten Römischen Reichs vertreten wurde, und endet mit Rudolph I., dem ersten römisch-deutschen König aus dem Geschlecht der Habsburger. Mit dem Verweis auf diese vier Reichsvertreter unterstreicht der Große Kurfürst als Auftraggeber der Skulpturen-Serie den hohen Rang und die Würde seines eigenen kurfürstlichen Hauses im Reich. Als einer der drei geistlichen und fünf weltlichen Reichsfürsten kam auch den brandenburgischen Hohenzollern die ehrenvolle Aufgabe zu, den höchsten weltlichen Herrscher in Europa, den Römischen Kaiser, zu wählen. Silke Kiesant

Objektart Statue
Maße Hauptmaß: Höhe: 201.00 cm Breite: 94.00 cm Tiefe: 57.30 cm – Plinthe: Breite: 86.00 cm Tiefe: 50.10 cm
Material Marmor
Inventarnummer Skulpt.slg. 90
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:51
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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