Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688)

Handrick, Roland (1998) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Die Statue gehört zu den ersten ehrenden Denkmälern für Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Sie wurde von seiner ersten Gemahlin Luise Henriette aus dem Haus Oranien (1627-1667) bei François Dieussart (um 1600-1661) in Auftrag gegeben und 1652 im Berliner Lustgarten aufgestellt. Dort stand sie – nach einer Beschreibung des Hof-Botanicus Johann Sigismund Elsholtz von 1657 – auf einem Postament inmitten eines Wasserbeckens. Zu seinen Füßen saßen vier geflügelte Putten, die wasserspeiende Delphine hielten. Am Postament stand der Wahlspruch des Kurfürsten aus Psalm 143,8: „Domine fac me scire Viam per quam ambulent“ (Herr, tu mir kund den Weg, den ich gehen soll). Auf der zugehörigen Abbildung von Elsholtz weicht allerdings die Haltung des rechten Arms mit dem Feldherrnstab von der Statue ab: Der Unterarm ist hier leicht von der Hüfte abgehoben, der Stab setzt – in einer Diagonale zum Kurhut – am rechten Oberschenkel auf und weist raumgreifend weiter nach außen. Auch die leichte Kopfdrehung nach links unterscheidet sich in entgegengesetzter Richtung von der Marmorausführung. Diese Ungenauigkeiten mögen ihre Ursache darin haben, dass dem Zeichner eher allgemein an dem Standbild und seiner Ausbildung als Brunnenfigur gelegen war als an einer exakten Wiedergabe der einzelnen Details. Vermutlich 1713 gelangte die Skulptur nach Charlottenburg, wo sie später mit dem ganzfigurigen Porträt des Kurfürsten Friedrich III. von Gabriel Grupello (vgl. Skulpt.slg. 93) auf der gartenseitigen Schlossterrasse Aufstellung fand. 1891/93 kamen beide Standbilder ins Berliner Schloss. 1945 bis 1968 wurden sie in der Gruft des Berliner Doms bewahrt, ehe sie nach Potsdam gelangten. Gemeinsam waren sie bis 1999 im Unteren Vestibül des Neuen Palais ausgestellt und anschließend in das Schloss Oranienburg, dem Schloss Luise Henriettes, versetzt worden. Das Standbild des jungen Kurfürsten Friedrich Wilhelm mit seiner zeitgenössischen Rüstung und der nüchternen Porträtauffassung verweist auf die typisch niederländische Bildhauerkunst, deren Vertreter Dieussart war. Die kurfürstlichen Insignien, Kurhut und Kurmantel mit Hermelinkragen, werden besonders deutlich zur Schau gestellt. Sepp-Gustav Gröschel erkannte in der Haltung des Porträtierten das antike Vorbild des Ares Borghese, der im 17. Jahrhundert als Alexander der Große angesehen wurde, der charismatische Eroberer und König, in dessen Nachfolge sich die Fürsten der Neuzeit gern inszenierten. Der wallonische Bildhauer Dieussart hatte bereits vor diesem Auftrag nicht nur für den englischen Hof, sondern auch für die oranische Familie gearbeitet. Die Mutter der brandenburgischen Kurfürstin Luise Henriette, Amalie von Solms-Braunfels, Gemahlin von Friedrich Heinrich von Oranien, veranlasste bei dem in Italien und bei François Duquesnoy geschulten Künstler die Anfertigung von vier Standbildern der Statthalter der Niederlande: Wilhelm I., der Schweiger, (1533-1584), dessen Söhne Moritz (1567-1625) und Friedrich Heinrich (1584-1647) sowie Wilhelm II. (1626-1650). Nach dem Tod des letzteren stand eine bis dahin nicht mögliche Erbfolge der Statthalterschaft für Brandenburg über seine Schwester Luise Henriette im Raum. Saskia Hüneke verwies auf die politische Dimension dieses Anlasses für eine Auftragsvergabe an Dieussart: So konnten die Hohenzollern mit dem, im Vergleich zu den Statthalter-Porträts sehr ähnlich gestalteten Standbild Friedrich Wilhelms, ihre Ansprüche auf eine Nach- und mögliche Erbfolge bei der niederländischen Statthalterschaft geltend machen. Wenige Monate nach dem Tod Wilhelms II. wurde allerdings dessen Sohn Wilhelm geboren, so dass sich diese kurzzeitige Chance für den Brandenburger erledigt hatte. Die immer wieder betonte Nähe zur oranischen Verwandtschaft der Hohenzollern aber hielt sich weiter, bis König Friedrich I. in Preußen, der Sohn des Großen Kurfürsten und Luise Henriettes, seinen Enkelsöhnen den Titel eines Prinzen von Oranien verlieh. Silke Kiesant

Objektart Denkmal
Maße Hauptmaß: Höhe: 190.00 cm Breite: 80.00 cm Tiefe: 55.00 cm
Material Marmor
Inventarnummer Skulpt.slg. 92
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:51
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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