Allegorie auf Geburt und Tod des Kurprinzen Wilhelm Heinrich von Brandenburg (1648-1649)
Beschreibung
Der im Mai 1648 geborene Kurprinz Wilhelm Heinrich war der erste Sohn des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und seiner Ehefrau, Prinzessin Louise Henriette von Oranien-Nassau, die im Dezember 1646 geheiratet hatten. Dementsprechend war seine Geburt, die das Fortleben der Dynastie zu sichern schien, ein Ereignis von internationaler Bedeutung. So zeigt die Allegorie auf die Geburt (und den Tod) des Kurprinzen den nur wenige Wochen alten Jungen in einer goldenen Wiege, die als Zeichen der Nobilitierung thronähnlich auf einem erhöhten Treppenabsatz steht und von einer baldachinartigen Draperie überfangen wird. Verschiedene Gottheiten haben sich bei dem Kind eingefunden, darunter Minerva, Juno, Venus und Amor. Von der Fruchtbarkeit der Familie, aber auch vom zukünftigen Gedeihen des Staates unter dem potentiellen späteren Kurfürsten zeugt die Personifikation des Überflusses mit Füllhorn und Früchten. In einer Wolkenebene über dem Geschehen schwebend, verkündet Fama mit einer Posaune und einem Orangenzweig in ihren Händen die Geburt des Kurprinzen als kurbrandenburgischem Hoffnungsträger. Putten tragen die Insignien der kurfürstlichen Macht - Kurmantel, Kurhut und Zepter - ebenso wie das kurbrandenburgische Wappen und eine Krone, die auf die Position des Kurfürsten als Herzog von Kleve verweist. Doch auch die Herkunft Wilhelm Heinrichs als Sohn einer oranischen Prinzessin wird durch einen Orangenzweig in Händen Famas verdeutlicht. Der Hintergrund des Bildes zeigt die Klever Schwanenburg, in der der Kurprinz 1648 während eines längeren Aufenthaltes des Kurfürstenpaares geboren wurde. Ein stark bewölkter Himmel, durch dessen Wolken ein Lichtstrahl spotartig auf die Schwanenburg fällt, deutet eine Art göttlicher Verklärung an und verweist auf die große Bedeutung des Ereignisses sowohl für das Haus Hohenzollern als auch für die Familie Oranien-Nassau. Das Gemälde entstand in zwei Phasen. Da der Kurprinz kurz nach dem ersten Fertigstellungsprozess im Alter von anderthalb Jahren verstarb, fügte Flinck hinter der Wiege eine Allegorie des Todes in Form eines Skeletts ein, das mit seiner Lanze in Richtung des Kindes zielt. Ein 1649 von Cornelis van Dalen II. nach dem Gemälde angefertigter Kupferstich zeigt das Gemälde noch in seiner ersten Fassung. Von der Beliebtheit des Gemäldes zeugen spätere Kupferstiche, welche die Komposition in leicht veränderter Form wiederholen und inhaltlich umdeuten, beispielsweise als Allegorien auf die Geburt des Prinzen Willem III. von Oranien-Nassau, der Maria Amalia von Nassau-Dietz sowie als Allegorie auf den Frieden von Rijswijk. Der in Kleve geborene Flinck gehörte zur Zeit der Anfertigung des Bildnisses zu den gefragtesten Malern Amsterdams. Nach einer Lehre und Assistenz bei Rembrandt änderte er in den 1640er Jahren seinen künstlerischen Stil und übernahm in Kolorit und Pinselduktus Elemente der am Hof beliebten flämischen Malweise. Nachdem er in den 1640er Jahren zunehmend für wohlhabende Kaufleute und die politische Elite Amsterdams tätig geworden war, führte er ab 1648 verschiedene Gemälde für den Kurfürsten von Brandenburg aus, darunter als ersten Auftrag die „Allegorie auf die Geburt und den Tod des Kurprinzen Wilhelm Heinrich“. Die Mutter des Kindes, Kurfürstin Louise Henriette, bewahrte das Gemälde zeitlebens in ihren Gemächern im Berliner Schloss auf. Heute wird das Bild im Schloss Oranienburg gezeigt. Dr. Alexandra Nina Bauer
Gemälde | |
ohne Rahmen: Höhe: 114.00 cm Breite: 88.00 cm | |
Öl auf Leinwand | |
GK I 5249 | |
2025-02-05 21:23:51 | |
Herunterladen |
Details und verwandte Objekte
Einordnung
Schlagworte
Dieses Objekt im Museum
Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.