Pfauder, Wolfgang (1998) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Das 1674 entstandene Bildnis zeigt Wilhelm III. von Oranien-Nassau zwei Jahre nachdem er das Amt des Statthalters der Republik der Vereinigten Niederlande angetreten hatte. 22 Jahre nach dem Tod seines Vaters, Statthalter Wilhelm II. (1626-1650) und der anschließenden „Ersten statthalterlosen Periode“ war Wilhelm III. 1672 zu Beginn des Niederländisch-Französischen Krieges zum Oberbefehlshaber der Armee der niederländischen Republik und zu deren Statthalter ernannt worden. So zeigt ihn das Porträt auch als tatkräftigen Feldherrn im Feldlager. In ganzer Figur ist er in Rüstung in einem Zelt wiedergegeben, den Feldherrnstab fest mit der rechten Hand umschlossen. Mit der Linken verweist er auf den Zeltausgang, vor dem sein Pferd herangeführt wird. Da die Gesundheit Wilhelms III. wegen einer Lungenerkrankung sehr instabil war und die 1677 geschlossene Ehe mit der englischen Prinzessin Mary Stuart (1662-1694) kinderlos blieb, war die Frage seiner Nachfolge von großer Brisanz. Verschiedentlich bedeutete der Oranier dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zwischen 1679 und 1685, er würde seine Nachfolge dessen Söhnen übertragen wollen. Besonders sein wesentlich jüngerer Cousin, Markgraf Ludwig von Brandenburg (1666-1687), den er nach eigenen Aussagen wie einen Sohn liebte, schien er hierfür in Betracht zu ziehen. Die Äußerungen des Oraniers standen jedoch stets in Zusammenhang mit seinen politischen Zielen, da er in dieser Zeit vergeblich eine Einbindung Kurbrandenburgs in eine anti-französische Allianz anstrebte und die Nachfolgeoption in diesem Zusammenhang als Lockmittel verwendete. Unverrückbar glaubte der Kurfürst jedoch bis zu seinem Tod an die Nachfolgeregelung zugunsten eines seiner Söhne. Dabei pochte der Hohenzoller gleichzeitig auf die testamentarischen Bestimmungen seines Schwiegervaters Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau (1584-1647) von 1644, die festlegten, dass die Nachfolge im Statthalteramt über die Söhne seiner ältesten Tochter, Kurfürstin Louise Henriette von Brandenburg, verlaufen sollte, würde die Linie Oranien-Nassau im männlichen Stamm erlöschen. Schlussendlich entschied sich Wilhelm III. jedoch gegen eine kurbrandenburgische Nachfolge. Während er 1676 noch einen weit entfernten Verwandten als Universalerben einsetzte, wurde 1695 der Sohn seines Cousins Hendrik Casimir II. von Nassau-Dietz (1657-1696) – Johann Wilhelm Friso (1687-1711) – testamentarisch zu seinem Alleinerben und Nachfolger bestimmt. Nach dem Tod Wilhelms III. entbrannte 1702 ein langjähriger Streit zwischen den Hohenzollern und der Familie Nassau-Dietz um sein Erbe. Das 1674 entstandene Bildnis des Statthalters von der Hand des Haager Porträtisten Caspar Netscher befand sich erst kurz in der Sammlung der Statthalterwitwe Amalia von Solms, als diese 1675 starb. Ihr Erbe fiel ihren drei Töchtern, sowie ihren Enkeln, Kurprinz Friedrich und Markgraf Ludwig von Brandenburg (anstelle der bereits verstorbenen Tochter Louise Henriette) zu. Unter anderem hinterließ sie den Enkeln kostbare Kunstgegenstände, darunter auch zahlreiche herausragende Gemälde. Das Bildnis Netschers befand sich im Erbteil des Kurprinzen Friedrich und wurde damals auf 350 Florins geschätzt. Für die Beliebtheit des Bildnisses sprechen zahlreiche Kopien anderer Künstler. Dr. Alexandra Nina Bauer

Objektart Gemälde
Maße ohne Rahmen: Höhe: 78.90 cm Breite: 64.00 cm
Material Öl auf Leinwand
Inventarnummer GK I 5342
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:51
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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