Urteil des Paris
Beschreibung
Urteil des Paris; nach Raffael. Kupferstich von Marcantonio Raimondi, 1510-1520. Am unteren Bildrand, von der Mitte nach links, ist der titelgebende Vorgang zu erkennen: Paris sitzt, umgeben von Juno, Venus und Minerva (von links, letztere in Rückenansicht) und reicht Venus, die von Amor begleitet wird und über der die Siegesgöttin mit einem Lorbeerkranz schwebt, den Apfel der Eris. Links davon drei Frauengestalten (Naiaden); hinter der Gruppe mit Paris weist Merkur nach oben. In der oberen Bildmitte fährt der Sonnengott Sol in seinem Wagen über den Himmel, vor dem Gespann reiten die Zwillinge Castor und Pollux; rechts davon thront Jupiter mit einem Bündel Blitze in der einen und einem Stab in der anderen Hand, umgeben von einem Adler, Ganymed, Diana und einer weiteren Göttin, getragen von dem Windgott Aeolos. Unten rechts im Bild lagern zwei Flussgötter und eine Nymphe. Beschriftet in der linken unteren Ecke der Platte, auf einer Tafel: „SORDENT PRAE FORMA INGENIUM VIRTUS REGNA AURUM“ und am unteren Plattenrand, rechts der Mitte: „RAPH.URBI.INVEN“, darunter das Monogramm „MAF“. Raffaels „Urteil des Paris“ ist einer der bekanntesten Kupferstiche der italienischen Renaissance und markiert einen Höhepunkt der Zusammenarbeit zwischen Raffael, der die Komposition des Bildes entwarf, und seinem ‚offiziellen‘ Kupferstecher Raimondi. Auf dem Trägerblatt, an das der hier präsentierte Stich fixiert ist, befinden sich handschriftliche Vermerke auf französisch und deutsch, die auf die Beschreibung bei Bartsch (Le peintre graveur) sowie auf den Umstand verweisen, dass es sich um einen Abdruck von der retuschierten Platte Raimondis handelt. Allerdings fehlt die Adresse des Verlegers Antonio Salamanca, die – nach Bartsch XIV.198.245 – die retuschierten Versionen tragen. | Wolfgang Rose
Druckgrafik | |
HxB 296 x 438 mm | |
Papier / Kupferstich | |
V07493Kb | |
2025-02-05 21:23:51 | |
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Einordnung
Schlagworte
Dieses Objekt im Museum
Die Stiftung Wredowsche Zeichenschule ging aus einer 1870 gegründeten gewerblichen Zeichenschule hervor. Hier sollten Handwerker in der ansprechenden, materialgerechten Gestaltung ihrer Produkte unterrichtet werden. Ab 1871 wurde die Schule von dem aus Brandenburg stammenden Berliner Bildhauer August Wredow (1804-1891) mit Geld, Unterrichtsmitteln und Kunstgegenständen unterstützt. Schon bald erhielt die Einrichtung daher seinen Namen. Wredow finanzierte größtenteils den Bau eines eigenen, 1878 eröffneten, Schulgebäudes. Um sein Engagement auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen, gründete der Mäzen 1883 die Stiftung und versah sie mit einem ansehnlichen Kapital. Nach seinem Tod erbte die Stiftung die gesamte private Kunstsammlung und Kunstbibliothek Wredows. In den folgenden Jahrzehnten war die Wredowsche Zeichenschule für zahlreiche Brandenburger eine wichtige Stätte eigener künstlerischer Erfahrungen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellten Stiftung und Schule ihre Arbeit ein und wurden erst 1990 wiederbelebt. Seit 1996 haben sie ihren Sitz wieder im historischen Schulgebäude am Wredowplatz in Brandenburg. Die staatlich anerkannte Kunstschule richtet sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche mit kreativem Interesse sowie an Handwerker. Das Unterrichtsspektrum ist modern und breit gefächert. Zeichnen, Malen, plastisches und experimentelles Gestalten, Kommunikationsdesign und Grafik, aber auch Zirkus- und Theaterkurse werden angeboten. Wesentliche Säulen der Stiftung waren von jeher die Kunstsammlung und die Kunstbibliothek. Der Bildhauer Wredow sammelte Kunstwerke und Bücher zunächst vermutlich auf Grund ihn interessierender künstlerischer Aspekte. Mit seinem zunehmenden Engagement für die Zeichenschule dürfte der Sammlungszweck stärker davon bestimmt worden sein, dass die Objekte einerseits als Anschauungsmaterial für den Unterricht dienten, andererseits die „Teilnahme des Publikums an der Pflege des guten Geschmacks“ (§ 2 c Stiftungsstatut) anregen sollten. Die Sammlung umfasst etwa 20.000 Objekte, hauptsächlich Druckgrafiken aus fünf Jahrhunderten, aber auch Gemälde und Skulpturen. Sie wird seit 1950, ebenso wie die historische Kunstbibliothek im Stadtmuseum Brandenburg aufbewahrt. Mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Stadt Brandenburg wurde 2017 begonnen, die Bestände der Kunstsammlung aufzuarbeiten und schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da die Erfassung der Sammlung im Rahmen dieses Projektes noch nicht abgeschlossen ist, ist ihre Nutzung für wissenschaftliche, publizistische und andere Zwecke zurzeit nur stark eingeschränkt möglich.