Zunftschild des Glasers Hans Bade
Beschreibung
Ovale Glasscheibe aus farblosem Glas mit Malerei in Schwarzlot und Silbergelb, gefasst in Bleiruten. Oben die Darstellung einer Glaserwerkstatt: Im Vordergrund ein Tisch, darauf ein rechteckiges Fenster, dass von einem Mitarbeiter mit Ruten gefasst wird. Dahinter rechts ist zu sehen, wie die Scheiben bemalt werden, ganz hinten zeichnet ein Mann Scheiben an, die zu seiner Linken gestapelt bereit stehen. Die Hose des sitzenden Zeichners weist eine auffällige Oberflächenstruktur auf, wurde vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt mit einer ätzenden Substanz überarbeitet. Im unteren Viertel zwischen kräftig gemalten, schwarzen Balken die Inschrift "Hans Bade. 1686"; darunter "Bürger und Glaser / zu Wittstock". Hans Bade wurde vor 1647 als Sohn eines Glasers geboren. Sein Haus befand sich in der Nähe des Wittstocker Marktplatzes. Am 22. September 1672 heiratete er, wohl in der Kapelle der Bischofsburg, die erst fünfzehnjährige Catrina, eine Tochter des Schusters Claus Kober. Hans und Catrina Bade hatten insgesamt dreizehn Kinder, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten. Hans Bade starb am 20. März 1720 in Wittstock (vielen Dank an Antje Zeiger für die biographischen Recherchen im Kirchenbuch). Die Komposition der Malerei mit ihrer multidimensionalen Perspektive und akzentreichen Anwendung des Silbergelbs ist überaus anspruchsvoll. Sie gibt trotz ihrer geringen Größe die Aufgabenteilung einer Glaserwerkstatt detailreich wieder. Eine graphische Vorlage konnte nicht gefunden werden. Die Scheibe dürfte ehemalig als eine Art Werbeschild und zentraler Blickfang im Fenster oder der Tür von Bades Glaserei installiert gewesen sein und war Beleg für seine handwerkliche Meisterschaft. [Verena Wasmuth]
| Glasmalerei | |
| H. 18 cm; B. 14,5 cm | |
| Glas / gewalzt, bemalt, bleigefasst | |
| V_B_0100 | |
| 2025-02-05 21:23:51 | |
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Dieses Objekt im Museum
Die erhaltenen Reste der alten Burganlage in Wittstock, von 1271 bis 1548 Residenz der Bischöfe von Havelberg, nebst Bauten späterer Epochen, beherbergen heute gleich zwei Museen. Während das Ostprignitzmuseum in seinen Ursprüngen auf das städtische Gymnasium und das Jahr 1879 zurückgeht, wurde das Museum des Dreißigjährigen Krieges anlässlich des 350. Jahrestages des Westfälischen Friedens 1998 neu begründet. Die Wahl des Ortes erfolgte bewusst, da Wittstock 1636 Schauplatz einer bedeutsamen Schlacht war. Ihr Verlauf verlieh dem Krieg nochmals eine entscheidende Wendung und trug wesentlich zu seiner langen Dauer bei. Auf sieben Ebenen des einstigen Torturmes der Burg werden dem Besucher die Folgen dieses epochalen Konfliktes aus sozial- und kulturgeschichtlicher Perspektive anschaulich vermittelt. Neben dem Sammlungsschwerpunkt des Dreißigjährigen Krieges umfasst der Fundus einen umfänglichen Bestand zur Stadt- und Regionalgeschichte. Der Fokus liegt dabei ebenso auf Alltagsgegenständen der häuslichen Kultur, landwirtschaftlichem Gerät sowie Produkten des lokalen Handwerks – hervorzuheben die über Jahrhunderte bedeutsame Tuch- und Textilproduktion. Auch Sachzeugnisse zur militärischen Präsenz in der Ostprignitz, die 1994 mit dem Abzug der russischen Jagdfliegereinheiten vom Flugplatz Alt Daber endete, sind in der Sammlung in größerer Zahl vertreten. Im Zuge einer Erweiterung der Dauerausstellung in den kommenden Jahren werden auch diese vielfältigen Aspekte der Lokalgeschichte für den Besucher künftig erfahr- und erlebbar gemacht.






