Neogotisches Maßwerk-Muster-Fries aus 8 Formsteinen

Kerstin Weßlau CC BY-NC-SA

Beschreibung

Ein Maßwerk ist ein gestalterischer Bestandteil der mittelalterlichen Gotik und bedeutet, dass es keine organischen Formen beinhaltet, sondern mit dem Zirkel konstruiert ("gemessen") worden ist. Dieses neogotische Maßwerk-Fries besteht aus acht rot gebrannten Formsteinen und ist ein Musterabschnitt eines fortgesetzten Architekturornaments. Die grüne, hier etwas wolkige Glasur, legt die Verwendung an einer Außenfassade nahe. Das Fries besteht im Prinzip aus nur einer einzigen Grundform, die je nach Einsatzart - so oder so gewendet oder spiegelvekehrt und mit entsprechend plazierter Glasurfläche - in Wiederholung zu einem beliebig langen Zierfries zusammensetzt werden kann. Diese rationalisierte Produktion entstand in der Epoche der Industriealisierung im 19. Jahrhundert mit dem Ziel, eine dem gotischen Stil entlehnte Architektur mit industriellen Verfahren neu zu errichten. Für diesen sog. Backstein-Historismus wurden solche Formsteine aus Ton und mittels neu entwickelter Strangpressen (im 19. Jh. Ziegelpressen genannt) als Endlosstrang herausgepresst und scheibenweise abgeschnitten für die Weiterverarbeitung. Bei heutigen Restaurierungen neugotischer Baudenkmäler müssen jedoch wegen der kleinen Stückzahlen diese Formsteine von handwerklich geschickten Keramikern nachgeformt werden. Dazu sind erst viele Vorversuche in Hinblick auf Vorformen, Brenn- und Glasurverhalten etc. notwendig. Aus einer solchen Versuchsphase stammt dieses Teilfries.

Objektart Formstein
Maße 8 Einzelsteine á 14,25 x 13,75 x 8,6 cm / Gesamtgröße: 57cm x 27,5 cm x 8,6 cm
Material Rotbrennender Ziegelton, in maßgenaue Holzform gestrichen und manuell nachbearbeitet. Gebrannt bei ca. 1000°C / 2. Brand mit grüner Glasur.
Inventarnummer 3013 / 01
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:51
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Ziegeleimuseum Glindow CC BY-NC-SA

Dieses Objekt im Museum

Ziegeleimuseum Glindow

Das Märkische Ziegeleimuseum Glindow befindet sich in einem oktogonalen, gelb gemauerten Ziegelturm. Dieses zuvor unterschiedlich genutzte Bauwerk ist um 1992 gründlich restauriert worden - ein Jahrhundert nach seiner Errichtung - und heute denkmalgeschützt. Die Museumssammlung zeigt neben wechselnden Sonderpräsentationen eine lehrreiche Dauerausstellung, die über die regionale Ziegelherstellung informiert, beginnend mit dem Tonabbau in den benachbarten "Glindower Alpen" sowie den Entwicklungen des Ziegelbrandes vom Feldbrandverfahren bis hin zum Hoffmann'schen Ringofen, welcher in unmittelbarer Nachbarschaft seit 150 Jahren immer noch brennend aktiv ist. Eine Miniatur-Modell-Anlage zeigt detailliert die einzelnen Produktionsschritte vom Tonschürfen bis zum Abtransport mit entsprechenden Gebäuden wie Trockenschuppen und Ofen-Einsichten. Daneben verschaffen originale Werkzeuge den Besuchern eine Vorstellung vom schweren wie beschwerlichen Handwerk des Ziegelstreichens - es darf hier auch angefasst und angehoben werden. Eine Vielzahl präsentierter historischer Ziegelsteine trägt gestempelte Hersteller-Markierungen, darunter unterschiedlichste "Glindow"-Signaturen, aber auch solche anderer Brandenburger Ziegelzentren. Namen stehen für teils jahrhundertealte Ziegler-Dynastien. Parallel wird der Museumsrundgang veranschaulicht durch eine Vielzahl von historischen Foto-Dokumenten aus dem einstigen Ton-Tagebau und einstmaligem Ziegler-Alltag, wobei auch Frauen und Kinder körperlich schwere Arbeit leisten mussten. Seltene Fotos gewähren Einblick in den Brennvorgang in den Ringofen-Kammern oder in die extrem mühevolle Arbeit ganzer Ziegelschiffer-Familien, die tagtäglich ihre Kähne an den Glindower Ziegeleien beladen und in Berlin entladen mussten: zig-Tonnen Ziegelsteine! Ergänzt wird diese Dauerausstellung durch historisch informierende Sonderausstellungen zu den Ziegeleifamilien oder über Meisterwerke der Backsteingotik sowie der ländlichen Brandenburger Ziegelarchitektur, bereichert von Architektur-Fotos aus dem Museumsarchiv. Im Jahr 2020 ist es in diesem Zusammenhang gelungen, eine zusammenfassende Broschüre über die Geschichte der Glindower Ziegeleien seit ihren Anfängen bis zur Gegenwart herauszugeben. Das Museumsarchiv birgt aber auch eine Sammlung von Künstlerarbeiten, Gemälden und Graphiken wie auch skulpturalen Objekten mit Bezug zur regionalen Ziegelherstellung aus künstlerischer Sicht, welche in naher Zukunft aus verstecktem Dasein ihren Weg in die Öffentlichkeit finden sollen. Daneben spielt die pädagogische Arbeit eine zukunftsweisende Rolle, um die ganz junge wie auch die unmittelbar nachrückende Generation für das Ziegel-Thema zu begeistern. Die Arbeit mit Kindern und die Zusammenarbeit mit Schulen sind gleichsam eine Investition in die Zukunft, damit die Bedeutung der Ziegeltraditionen rund um den Glindowsee und seinen benachbarten Gewässern im Gedächtnis wie auch in der Agenda zukünftiger Generationen kreativ verankert wird und lebendig bleibt. In diesen Zusammenhang begrüßt der Verein auch all die interessierten Exkursionsbesucher aus Fachhochschulen, Fachschulen und Universitäten. Der "Förderverein Historische Ziegelei Glindow" e.V., dessen Mitglieder das Museum betreiben und Besucher betreuen, beruht auf ehrenamtlicher Tätigkeit. Das schließt auch die regelmäßigen Führungen ein durch die aktuellen Produktionsabläufe der Glindower Manufaktur. Es umfasst auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Betreuung der Museums-Sammlung: es gibt also viel zu tun. Glindow, d. 26. Juli 2020 - Text: Gabriele Christiane Sellner, Vorstand

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