Gemarkte Ziegel aus Glindow und Werder

Kerstin Weßlau CC BY-NC-SA
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Beschreibung

Diese Exemplare gestempelter Backsteine aus Ziegeleien um den Glindowsee sind Teil einer im Turm präsentierten Sammlung des Ziegeleimuseums Glindow. Ziegelzeichen waren nicht immer die Regel und finden sich oftmals erst beim Abbruch von Häusern wieder; so bleibt die Dokumentation von Ziegelstempeln ein niemals abgeschlossenes Forschungsgebiet. Allein im Umkreis von Glindow und Werder gab es eine Vielzahl von Brennöfen und Betreiber, so die Familien Fritze, Schönebeck, Krumwiede, Guthschmidt, Wallis und andere, die hier über Generationen ihr Unternehmertum betrieben. Nicht alle haben signiert. Neben der Markierung können auch Form, Farbe und Größe der Ziegel Aufschluss über Herkunft und Entstehungszeit geben. Der gelbbrennende Ton stammt vorwiegend aus den Tonlagen der Glindower Alpen. Die kleineren und dichter gebrannten Ziegel sind i.d.R. die älteren. Doch die Backstein-Formate der unterschiedlichen Ziegeleien waren beim Bauen oft kontraproduktiv. Daher reduzierte das 1871 ausgerufene Deutsche Reich die Ziegelformate: es entstand das genormte Reichsformat mit 24 x 12 x 6,5 cm (nicht immer exakt eingehalten) zur besseren Koordinierung des Aufbaus der neuen Hauptstadt. Einzigartig für die Ziegel aus dem Großraum Glindow ist ihre reiche Farbpalette von gelb bis rot über Farbnuancen ins Rosé, ins Grün und Blau, selten auch fast schwarz - sicher auch Betriebsgeheimnis der jeweiligen Brände - was in der farbenfrohen Berliner Historismus-Mode sicherlich auch den Erfolg der Glindower Ziegeleien beförderte.

Objektart Ziegelsteine
Maße 25 x 12 x 6 cm; 24 x 11 x 5,5 cm; 24 x 11 x 5 cm; 25 x 11,8 x 6 cm; 24,5 x 12 x 5,5 cm; 24 x 11 x 5,5 cm
Material Ton aus verschiedenen Tonlagern (um Glindow und Werder), hergestellt im Handstrichverfahren in hölzernen Handstrichformen unterschiedlicher Maße, gestempelt und getrocknet, bei 950° bis ca. 1100°C gebrannt
Inventarnummer Z 2001/01; Z 002/20; o.Inv.; Z 001/20; Z 378/94; Z 313/97
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:51
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Ziegeleimuseum Glindow CC BY-NC-SA

Dieses Objekt im Museum

Ziegeleimuseum Glindow

Das Märkische Ziegeleimuseum Glindow befindet sich in einem oktogonalen, gelb gemauerten Ziegelturm. Dieses zuvor unterschiedlich genutzte Bauwerk ist um 1992 gründlich restauriert worden - ein Jahrhundert nach seiner Errichtung - und heute denkmalgeschützt. Die Museumssammlung zeigt neben wechselnden Sonderpräsentationen eine lehrreiche Dauerausstellung, die über die regionale Ziegelherstellung informiert, beginnend mit dem Tonabbau in den benachbarten "Glindower Alpen" sowie den Entwicklungen des Ziegelbrandes vom Feldbrandverfahren bis hin zum Hoffmann'schen Ringofen, welcher in unmittelbarer Nachbarschaft seit 150 Jahren immer noch brennend aktiv ist. Eine Miniatur-Modell-Anlage zeigt detailliert die einzelnen Produktionsschritte vom Tonschürfen bis zum Abtransport mit entsprechenden Gebäuden wie Trockenschuppen und Ofen-Einsichten. Daneben verschaffen originale Werkzeuge den Besuchern eine Vorstellung vom schweren wie beschwerlichen Handwerk des Ziegelstreichens - es darf hier auch angefasst und angehoben werden. Eine Vielzahl präsentierter historischer Ziegelsteine trägt gestempelte Hersteller-Markierungen, darunter unterschiedlichste "Glindow"-Signaturen, aber auch solche anderer Brandenburger Ziegelzentren. Namen stehen für teils jahrhundertealte Ziegler-Dynastien. Parallel wird der Museumsrundgang veranschaulicht durch eine Vielzahl von historischen Foto-Dokumenten aus dem einstigen Ton-Tagebau und einstmaligem Ziegler-Alltag, wobei auch Frauen und Kinder körperlich schwere Arbeit leisten mussten. Seltene Fotos gewähren Einblick in den Brennvorgang in den Ringofen-Kammern oder in die extrem mühevolle Arbeit ganzer Ziegelschiffer-Familien, die tagtäglich ihre Kähne an den Glindower Ziegeleien beladen und in Berlin entladen mussten: zig-Tonnen Ziegelsteine! Ergänzt wird diese Dauerausstellung durch historisch informierende Sonderausstellungen zu den Ziegeleifamilien oder über Meisterwerke der Backsteingotik sowie der ländlichen Brandenburger Ziegelarchitektur, bereichert von Architektur-Fotos aus dem Museumsarchiv. Im Jahr 2020 ist es in diesem Zusammenhang gelungen, eine zusammenfassende Broschüre über die Geschichte der Glindower Ziegeleien seit ihren Anfängen bis zur Gegenwart herauszugeben. Das Museumsarchiv birgt aber auch eine Sammlung von Künstlerarbeiten, Gemälden und Graphiken wie auch skulpturalen Objekten mit Bezug zur regionalen Ziegelherstellung aus künstlerischer Sicht, welche in naher Zukunft aus verstecktem Dasein ihren Weg in die Öffentlichkeit finden sollen. Daneben spielt die pädagogische Arbeit eine zukunftsweisende Rolle, um die ganz junge wie auch die unmittelbar nachrückende Generation für das Ziegel-Thema zu begeistern. Die Arbeit mit Kindern und die Zusammenarbeit mit Schulen sind gleichsam eine Investition in die Zukunft, damit die Bedeutung der Ziegeltraditionen rund um den Glindowsee und seinen benachbarten Gewässern im Gedächtnis wie auch in der Agenda zukünftiger Generationen kreativ verankert wird und lebendig bleibt. In diesen Zusammenhang begrüßt der Verein auch all die interessierten Exkursionsbesucher aus Fachhochschulen, Fachschulen und Universitäten. Der "Förderverein Historische Ziegelei Glindow" e.V., dessen Mitglieder das Museum betreiben und Besucher betreuen, beruht auf ehrenamtlicher Tätigkeit. Das schließt auch die regelmäßigen Führungen ein durch die aktuellen Produktionsabläufe der Glindower Manufaktur. Es umfasst auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Betreuung der Museums-Sammlung: es gibt also viel zu tun. Glindow, d. 26. Juli 2020 - Text: Gabriele Christiane Sellner, Vorstand

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