Pfauder, Wolfgang (2015) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Während des Deutsch-Dänischen Kriegs um die nationale Zugehörigkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein begab sich der Düsseldorfer Maler Camphausen, der sich mit Darstellungen aus dem Dreißigjährigen Krieg und der Zeit Friedrichs des Großen zuvor bereits einen Namen als Historien- und Schlachtenmaler erworben hatte, auf Einladung des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885) im April 1864 zu den preußischen Truppen ins Feld. In der Nähe von Flensburg sollte er als Beobachter die Kampfhandlungen an den sogenannten Düppeler Schanzen, einer dänischen Befestigungsanlage, verfolgen. Aus Camphausens illustriertem und 1865 veröffentlichtem Tagebuch „Ein Maler auf dem Kriegsfelde“ (Nachdruck 1912) erfahren wir, dass die vorliegende Szene die Ereignisse in der Schanze Nummer 2 am 18. April um kurz nach 10 Uhr vormittags zeigen soll. Von seinem etwa drei- bis viertausend Schritte entfernten Beobachterposten an der Dünther Windmühle konnte der Künstler mittels Fernglas „in der fieberhaftesten Erregung“ beobachten, wie sich die Soldaten des Brandenburgischen Füssilier-Regiments Nr. 35 nach vorhergehendem Kanonenfeuer erfolgreich den Weg in das Bollwerk erkämpften und die schwarz-weißen preußischen Sturmfahnen auf den Wällen errichteten. Zunächst begeistert vom „glorreichen“ Siegestag, wurde Camphausen später von der „nackte[n] Wirklichkeit“ des leichenbedeckten Schlachtfeldes, das er am darauffolgenden Tag besichtigte, tief erschüttert. Möglicherweise entschied er sich auch aus diesem Grunde dafür, das unmittelbare Kampfgeschehen im Innern der Schanze nicht aus seiner tatsächlichen Beobachterperspektive zu schildern. Stattdessen versetzte er den Betrachterstandpunkt in die gegenüberliegenden feindlichen Stellungen. Auf diese Weise war es ihm möglich, die siegreich anrückenden preußischen Soldaten von vorne zu zeigen und gleichzeitig die angstvoll verzerrten Gesichter einiger dänischer Soldaten in Szene zu setzten, die sich im Vordergrund bereits verzweifelt zur Flucht wenden. Bevor das Gemälde seinen vorgesehenen Platz im Garde-du-Corps-Saal des Berliner Schlosses erhielt, wurde es im Sommer 1865 zunächst im Königlichen Akademiegebäude und anschließend in der „Central-Ausstellung“ des Kunsthändlers Aaron Karfunkel in der Schloßfreiheit 3, gegenüber vom Schloss, der Öffentlichkeit präsentiert. In Berlin, wo die Idee eines geeinten deutschen Nationalstaates unter preußischer Führung immer mehr Anhänger fand und man bereits auf den nächsten 'Einigungskrieg' zusteuerte ("Deutscher Krieg", 1866), machte Camphausens Bild vom Sieg der preußischen Armee Furore. Entsprechend fielen die zeitgenössischen Kritiken durchweg positiv aus. Auch Theodor Fontane lobte am 3. Juni 1865 in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung besonders „die Herausarbeitung der nationalen Typen und Gegensätze“ in den Einzelszenen. Sehr anschaulich sei dies dem Künstler vor allem vorne links im Bild gelungen, wo der dänische Artilleriekommandeur Leutnant Anker den beiden auf ihn eindringenden preußischen Offizieren nur wiederwillig seinen Degen überreicht. Jessica Korschanowski

Objektart Gemälde
Maße ohne Rahmen: Höhe: 158.00 cm Breite: 252.00 cm
Material Öl auf Leinwand
Inventarnummer GK I 510
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:50
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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