Wiederaufbau in Brandenburg.
Beschreibung
Es kann nicht gesagt werden, an welchem Ort der Stadt Brandenburg der Künstler Anfang der 1950er Jahre gestanden und dieses Aquarell gemalt hat. Kein topographischer Hinweis, etwa eine der Kirchen oder die nahe Havel, wurde angedeutet. Das Blatt könnte auf einem der zahllosen leergeräumten Ruinengrundstücke an der St.-Annen-Straße, die von 1949 bis 1993 Friedensstraße hieß, entstanden sein oder westlich davon am Temnitz, vielleicht aber auch in der Bahnhofsvorstadt. Diese und andere Stadtgebiete haben teilweise schwerste Schäden im Zweiten Weltkrieg erlitten. Allein durch den Luftangriff vom 31. März 1945 wurden 96 Wohnungen total zerstört, 69 schwer und 135 mehr oder minder leicht beschädigt. Dabei kamen 552 Menschen ums Leben, wurden über 300 verwundet, verschüttet oder vermisst.. Weiteres Verderben brachte der Luftangriff vom 20. April. In der Agonie des III. Reiches war es nicht mehr möglich, die exakte Zahl der Opfer zu ermitteln; Schätzungen gehen von 1.100 Toten aus. Schließlich erfolgte zwischen dem 24. April und dem 1. Mai 1945 der Kampf um Brandenburg mit massivem Artillerie- und Panzerbeschuss. Gab es im Mai 1939 rund 79.000 Einwohner, waren es im Dezember 1945 10.000 weniger. 15 Prozent der Stadt waren zerstört, die Trümmermassen umfassten ca. 300.000 Kubikmeter. Von 23.817 Wohnungen vor dem Krieg waren 10.500 zerstört oder in verschiedenen Graden beschädigt, ruiniert waren 70 Prozent der Industrieanlagen. Wenn Wilhelm Frey Arbeiter auf einem namenlosen Ruinengrundstück beim Wiederaufbau zeigt, dann ist dies auch ein Hinweis auf das Grundsätzliche dieses Vorgangs, der damals überall auf dem zerstörten Kontinent so oder so ähnlich zu beobachten war. Die sonnenüberflutete Szenerie hat etwas Optimistisches; zugleich aber enthält der Vorgang auch eine Warnung. [Thomas Sander] bez.: u.r.: W. Frey 1952
Grafik | |
35,5 x 47,7 cm | |
Bleistift und Aquarell auf weißem Kartonpapier | |
V20555Kb | |
2025-02-05 21:23:52 | |
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Dieses Objekt im Museum
Das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel geht auf die Sammlung des Historischen Vereins zurück, der 1868 gegründet, diese zunächst im Steintorturm, ab 1923 im barocken Frey-Haus ausstellte. Das 1919 vom Spielzeugfabrikanten Ernst Paul Lehmann erworbene und dem Historischen Verein für die stadtgeschichtliche Ausstellung zur Verfügung gestellte Haus übergaben seine Erben 1939 der Stadt über, ebenso übergab der Historische Verein die Sammlungsbestände in städtisches Eigentum. Das Stadtmuseum umfasst heute drei Ausstellungsorte: das Frey-Haus mit seinen Nebengebäuden - ein bürgerliches, barockes Juwel im Zentrum der Altstadt, das Gotische Haus mit seiner Dauerausstellung zu "Alchemie und Alltag" und den mittelalterlichen Steintortum in der Neustadt mit der Sammlung zu Havelschifffahrt. Im Frey-Haus wird in wechselnden Sonderausstellungen die jüngere Stadtgeschichte gezeigt, deren Ereignisse das Leben der Brandenburger bis heute prägen sowie eine ständige Ausstellung zur über hundert Jahre alten Spielzeugtradition in Brandenburg an der Havel, die Kinder wie Sammler für das Blech- und Lineol-Spielzeug "Made in Brandenburg an der Havel" begeistert. Der Steintorturm ist nur zwischen April und Oktober geöffnet, das Gotische Haus während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung.