Schloss Reckahn
Beschreibung
Schloss Reckahn, eigentlich ein Gutshaus, gehört zur gleichnamigen Gemeinde, die zehn Kilometer südlich von Brandenburg an der Havel als Ortsteil der Gemeinde Kloster Lehnin im Landkreis Potsdam-Mittelmark liegt. Das Gut Reckahn befand sich bis 1945 im Besitz der altmärkischen Adelsfamilie von Rochow und wurde 1351 erstmals in dem Zusammenhang erwähnt. Damals gab es einen befestigten Platz Dusterreckahn in der Nähe des heutigen Herrenhauses, der wohl als Familiensitz diente, aber spätestens seit 1420 nicht mehr existiert. 1605 entstand für Tobias von Rochow († 1638) das alte Herrenhaus mit seinem Renaissancegiebel nördlich des barocken Neubaus. Nach dessen Errichtung nutzte die Familie den Altbau weiter und bezeichnete ihn als Gutshaus. 1713 erbte Friedrich Wilhelm von Rochow (1689-1759), später preußischer Kriegsminister, das Gut und ließ von 1726 bis 1730 das auf der Lithographie abgebildete Gutshaus errichten. Die sich über einem hohen Souterrain erhebende und von einem Mansarddach gedeckte Dreiflügelanlage besitzt nur ein Vollgeschoss. Eine Besonderheit stellt der zweigeschossige Mittelbau dar, in dem sich hofseitig das Eingangsportal und das Treppenhaus, gartenseitig aber ein Altan mit Freitreppe und dahinter zwei Säle befinden. Dieser Teil ist deutlich vom 1711/12 nach Plänen des Architekten Andreas Schlüter erbauten Landhaus Kameke in Berlin beeinflusst. Die Fassaden sind allseitig durch Lisenen mit Spiegeln, Putzquaderungen, Sockel-, Gurt- und Traufgesimse, geohrte Faschen und Konsolen unter den Solbänken gegliedert. Das Haus besaß auf der Ostseite einen barocken Ziergarten, der im 19. Jahrhundert in einen Landschaftspark umgewandelt wurde. Bekanntester Bewohner von Reckahn war der Sohn des Erbauers, Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805), der das Anwesen im Jahre 1760 übernahm. Er machte sich verdient als Reformer des Landschulwesens und als Autor zahlreicher pädagogischer Schriften. Da der Reformer kinderlos starb, fiel das Anwesen 1805 an eine Erbengemeinschaft der Rochows, die es bis 1945 verwalteten. 1946 wurde das Gut Reckahn enteignet. In das weitgehend leergeräumte Schloss zog eine Schule ein. In ihr wurden die Kinder der umliegenden Dörfer unterrichtet. Ab Anfang der 1980er Jahre fand der Unterricht nur noch in den ersten vier Klassen statt. Die Schüler wechselten anschließend zumeist auf die Polytechnische Oberschule im benachbarten Golzow. Das alte Gutshaus und ein ehemaliger Stall wurden zu Wohnhäusern umgestaltet, die übrigen Wirtschaftsgebäude abgerissen, so dass der einstige Charakter des Gutes kaum noch erkennbar ist. Durch „Modernisierungen“ im Inneren des Barockbaus kam es zu Eingriffen in die historische Substanz. Seit 2001 befindet sich im Herrenhaus das Rochow-Museum Reckahn mit einer Dauerausstellung über die Familie von Rochow und den Schulreformer Friedrich Eberhard von Rochow. Darüber hinaus wird das Gebäude heute als Begegnungs-, Tagungs- und Weiterbildungszentrum der Universität Potsdam genutzt. [Thomas Sander] bez.:o.l.: Provinz Brandenburg.; o.m.: Regierungs-Bezirk Potsdam.; o.r.: Kreis Zauche-Belzig.; u.l.: N[ach]. e[iner]. Original-Aufnahme v. Schnee, ausgf. v. Wundsch, Druck b. F. Barth.; u.m.: Reckhahn.; u.r.: Verlag v. Alexander Duncker, Königl. Hofbuchhändler, Berlin
Grafik | |
28,9 x 38,4 cm | |
Lithographie auf weißem Papier | |
V04929Kb | |
2023-10-19 08:52:24 | |
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Dieses Objekt im Museum
Das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel geht auf die Sammlung des Historischen Vereins zurück, der 1868 gegründet, diese zunächst im Steintorturm, ab 1923 im barocken Frey-Haus ausstellte. Das 1919 vom Spielzeugfabrikanten Ernst Paul Lehmann erworbene und dem Historischen Verein für die stadtgeschichtliche Ausstellung zur Verfügung gestellte Haus übergaben seine Erben 1939 der Stadt über, ebenso übergab der Historische Verein die Sammlungsbestände in städtisches Eigentum. Das Stadtmuseum umfasst heute drei Ausstellungsorte: das Frey-Haus mit seinen Nebengebäuden - ein bürgerliches, barockes Juwel im Zentrum der Altstadt, das Gotische Haus mit seiner Dauerausstellung zu "Alchemie und Alltag" und den mittelalterlichen Steintortum in der Neustadt mit der Sammlung zu Havelschifffahrt. Im Frey-Haus wird in wechselnden Sonderausstellungen die jüngere Stadtgeschichte gezeigt, deren Ereignisse das Leben der Brandenburger bis heute prägen sowie eine ständige Ausstellung zur über hundert Jahre alten Spielzeugtradition in Brandenburg an der Havel, die Kinder wie Sammler für das Blech- und Lineol-Spielzeug "Made in Brandenburg an der Havel" begeistert. Der Steintorturm ist nur zwischen April und Oktober geöffnet, das Gotische Haus während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung.