Schreiber de Grahl, Hannah: Dekorative Blumenstickerei

Thomas Voßbeck CC BY-NC
Thomas Voßbeck CC BY-NC

Beschreibung

Stäbchenstickerei in nuancenreicher Ton-in-Ton-Farbauswahl. Die Arbeit blieb unvollendet. Das Motiv zeigt stilisierte Blumen und Blätter, oben zwei herbeifliegende Schwalben. Nach einer Vorlage, die Hannah Schreiber de Grahl händisch von einer Vorlage übertragen, vielleicht dabei auch verändert hat. Der traditionellen Blütenform nach historischem Vorbild steht ein moderner zackiger Rand gegenüber. Die Arbeit gelangte als Schenkung vom Großneffen der Künstlerin, Klaus Runze, 2018 in die Sammlung, und zwar in dieser Form, bei der die Stickerei auf ein Untergewebe geheftet und mit diesem gerahmt wurde. Das zeigt die Wertschätzung in der Familie und zugleich, wie die offenbar künstlerisch begabte Frau sich nicht scheute, derart traditionelle Handarbeit auszuüben. Sie war sich möglicherweise gar nicht bewusst, in welcher charakteristischen Weise sie hier das Klischee der Dilettantin erfüllt. Solche handwerklichen Kunstzeugnisse haben sich nur selten bewahrt, insofern kommt dieser Gelegenheitsarbeit für die Gesamtbeurteilung des künstlerischen Wesens von Hannah Schreiber de Grahl Bedeutung zu. Zu ihrem Selbstverständnis gehörte zudem, dass sie sich nicht scheute, neben ihren Gemälden auch solche Stickereien auf Ausstellungen zu bringen, so 1922 auf ihrer Einzelausstellung im Zeichensaal der Luisenschule Potsdam. Dies berührt eine grundsätzliche Beobachtung im Schaffen von Hannah Schreiber de Grahl. In ihren Werken ist kein Drängen um eine künstlerische Aussage spürbar, wie es etwa Käthe Kollwitz (1867-1945) auszeichnet, um einmal ein bekanntes Beispiel zu wählen und die Tendenz deutlich zu machen. Käthe Kollwitz hätte sich gegen jede Tätigkeit, die irgendwie das Klischee von "Damenkunst" berührte, verwahrt und niemals eine Stickerei angefasst. Hannah Schreiber de Grahl jedoch war in einem großbürgerlichen Haushalt aufgewachsen, die drängende Notwendigkeit zum Geldverdienen im erworbenen Beruf stellte sich ihr nicht, sie war durch den ihr auf breiter Bildung und mitgegebenem Selbstbewusstsein zuwachsenden Erfolg rascher zu befriedigen. Schenkung aus einem Teilnachlass der Künstlerin 2019. Unbezeichnet. Der Stoff ist an den Ecken umgelegt, auf neueren Stoff aufgelegt und über Pappe gespannt. Hinter Glas gerahmt.

Objektart Stickerei
Maße Bildgröße: Höhe 54,5 cm, Breite 72 cm
Material Stäbchenstickerei mit Seidenfaden auf gestreiftem Textil, über Graphit-Vorzeichnung (alt gerahmt)
Inventarnummer BK-2018-106
Stand der Infomationen 2023-10-05 23:55:00
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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte CC BY-NC-SA

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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

Das Potsdam Museum wurde 1909 von Potsdamer Bürgern und Mäzenen, die im Potsdamer Kunstverein und Potsdamer Museumsverein aktiv waren, als Städtisches Museum gegründet. Bereits in den Anfängen des Museums wurden umfangreiche Nachlässe, Stiftungen und Schenkungen mit historischem und kulturellem Wert dem städtischen Museum übergeben. Heute zählen die Sammlungsbestände des Museums über 200.000 Objekte. Wichtige Sammlungsschwerpunkte bilden dabei die Bereiche Bildende Kunst, Fotografie, Alltagskultur und Angewandte Kunst, Schrift und Druck sowie die umfangreiche Museumsbibliothek. Das Potsdam Museum hat in den vergangenen 100 Jahren eine wechselvolle Geschichte erlebt und häufig seinen Standort gewechselt. 2012 kehrte es an seinen Gründungsstandort in das Alte Rathaus am Alten Markt im Herzen der Stadt Potsdam zurück. Das Museum widmet sich städtischen Themen im Bereich der Kunst, Kultur und Geschichte. Dem neuen Potsdam Museum als Forum für Kunst und Geschichte stehen drei Etagen zur Verfügung. Seit 2013 ist die neue stadtgeschichtliche Dauerausstellung zu besuchen. In zehn themenorientierten Modulen wird die Stadt- und Kulturgeschichte Potsdams auch im Kontext überregionaler Ereignisse präsentiert. Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation der Stadtgeschichte hat das Potsdam Museum den Auftrag, regionale Kunst zu sammeln und auszustellen. Mit den Ausstellungen zur Bildenden Kunst möchte das Potsdam Museum nicht nur Künstlerinnen und Künstler der Region vorstellen, sondern auch überregionale und internationale Kunstpositionen vermitteln. Als Ausstellungsflächen stehen dafür der Galerieraum für Bildende Kunst im Sockelgeschoss und die Sonderausstellungsflächen im Erdgeschoss, die auch für Fotografie- und Geschichtsausstellungen genutzt werden, zur Verfügung.

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