Kleinecke, Paula: Jüterbog, Interieur mit der Mutter beim Stricken
Beschreibung
Interieur mit der Mutter beim Stricken. Ein interessantes Schlüsselbild im Werk der Künstlerin. Es muss sich bei dem dargestellten Innenraum um Wohnräume des Elternhauses am Abtshof in Jüterbog handeln. Die etwa 70jährige Frau mit völlig weißen Haaren, beim Stricken, ist die Mutter der Künstlerin, was auch eine handschriftliche Notiz im Museum Jüterbog bestätigt. Es handelt sich um Ernestine Marie Luise Kleinecke, geb. Schulz (1837-1920), Tochter des Jüterboger Bürgermeisters Johann Friedrich Schulz (1807-1890). Paula Kleinecke hat dieses Gemälde demnach nach 1900 und vor dem Ersten Weltkrieg gemalt. Es ist von einer Qualität, die von den späteren Jüterbog-Ansichten positiv absticht. Vielleicht ist dies ein Hinweis auf eine künstlerische Schulung, von der wir sonst nichts wissen. Die genau beobachtete Lichtführung, die beherrschten Perspektiven und eine impressionistische Stimmung deuten darauf. Genauere Betrachtung verdient auch die altertümliche Einrichtung des Zimmers, wohl mit Erbstücken der Familie: ein biedermeierlicher Glasschrank mit Rückwandverspiegelung, eine Uhr unter Glashaube, gerahmt von zwei Kratervasen aus Porzellan, links ein hochbeiniger Beistelltisch, die Beine vergoldet. In der linken Ecke des Bildes findet sich ein Gemälde wiedergegeben, das die Ursache für diese gutbürgerliche Einrichtung erkennen lässt. Es handelt sich um ein Porträt der Großmutter der Künstlerin, der Frau des Bürgermeisters Schulz (um 1850), wohl von einem Berliner Maler. Das Bildnis ihres Ehemannes Bürgermeister Schulz (um 1850) muss links von der Frau gehangen haben, aber Paula Kleinecke ging es wohl eher um die Frauen, denn sie sieht sich in dieser Linie Großmutter - Mutter, indem sie rechts unten ihr Monogramm setzt. Insofern spiegelt das Gemälde ihr Selbstverständnis als älteste Tochter und Enkelin des Jüterboger Bürgermeisters. Das Großartige ist, dass beide Gemälde, das des Bürgermeisters Johann Friedrich Schulz (1807-1890) und das seiner Frau Ernestine Friederike Schulz (1809-1886), im Museum erhalten sind. Monogrammiert re. u. "PK". Rahmen der Zeit, rückseitig ist die Pappe mit Stoff bezogen und verklebt.
Interieur | |
Bildgröße: Höhe 65 cm, Breite 49,3 cm | |
Öl auf Sperrholz, mit originaler Rahmung (Rückseite verklebt) | |
V-5208-K1 | |
2025-02-05 21:23:50 | |
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Dieses Objekt im Museum
Seit 2005 befindet sich das Jüterboger Stadtmuseum im ehem. Franziskanerkloster in der Mönchenstraße. Dies ist bereits der vierte Museumsstandort. Erste museale Ansätze gab es ab 1904. Das spätere "Heimatmuseum des Kreises Jüterbog-Luckenwalde" ging in den Nachkriegswirren 1945 / 48 unter und hinterließ nur wenige Einzelstücke. Seit 1950 wurde neu gesammelt und 1954 im gotischen Abtshof ein neues Heimatmuseum eröffnet. Dieses zog 2005 zum heutigen Standort um und wurde hier völlig neu konzipiert. Derzeit ist das Museum auf ca. 500 m² Ausstellungsfläche auf drei Etagen zu den Themen "Archäologie entdecken / Eine feste Stadt / Sprengstoff Reformation / Kriege und Krisen / Bürger und Uniform" als Themenmuseum zur Stadtgeschichte eingerichtet. Das Museum besitzt einen Fundus von ca. 50 - 60.000 Einzelobjekten. Schwerpunkte hierbei sind Archäologie, Handwerk und Gewerbe, Militär (19./20. Jh.), Schriftgut incl. Urkunden, Fotos und Plakate.