Allegorische Darstellung der Wollust (Luxuria)

Durchlicht, Vorderseite Holger Kupfer CC BY-NC
Auflicht, Rückseite Holger Kupfer CC BY-NC

Beschreibung

Die allegorische Darstellung gehört zu einer Gruppe von vier Kabinettscheiben, die 1597 von dem Zürcher Hinterglas- und Emailmaler Hans Jakob Sprüngli angefertigt wurden. Pückler erwarb sie vor Juni 1820. Bei den vier Scheiben, von denen eine nur noch als Fragment erhalten ist, handelt es sich um eine Kombination der klassischen Schwarzlotmalerei mit rückseitig aufgetragenen Emailfarben in kräftigen Blau-, Violett- und Grüntönen, begleitet von leuchtendem Silbergelb sowie als Lasuren aufgetragenen Farben. Die von einer blauen Rollwerkkartusche eingefasste Szene zeigt zwei in zeitgenössischer Renaissancemode, mit hochgeschlossenem Kragen und Halskrause, gekleidete Paare – das eine Arm in Arm vorüberschreitend, während das andere im Hintergrund mit ausladenden Gesten miteinander plaudert. Begleitet werden sie dabei von einem Laute spielenden Musiker, zu seinen Füßen zwei Hunde, während hinter ihm ein Narr mit groben Gesichtszügen, Zipfelmütze und Glockenarmband mit einer Schweinsblase nach mehreren auf ihn zu fliegenden Stechmücken schlägt. Die Szene spielt auf einer Wiese, zwischen vereinzelten Bäumen steht ein mit Tellern und Bechern gedeckter Tisch. Im Hintergrund ist Wasser vor einer felsigen Landschaft erkennbar. Wenn auch weniger deutlich, so symbolisieren einige Attribute die Allegorie der Wollust (Luxuria). So stehen die sorglosen Herren und Damen in Verbindung mit Musikant und Narr sowie den am unteren Bildrand musizierenden Putten für eine ausschweifende Gesellschaft. Während die weibliche Figur in der linken oberen Ecke mit dem Pfeil in der Hand wohl eine Anspielung auf ein erotisches oder gar wollüstiges Verhalten darstellt, könnte die Frau mit Becher und Schweinshaxe – gleichbedeutend mit Speis und Trank - als das Laster der Völlerei (Gula) gedeutet werden. Neben dem Monogramm Sprünglis (I und S) und der Jahreszahl 1597 wiederholt sich auch hier das schon bei der Allegorie der Habgier (VII 1807/K) auftretende Wappen der Familie Praun – ein brauner Stamm mit drei abgetrennten Ästen und drei roten Laubblättern. Möglicherweise wurden die vier Kabinettscheiben als Auftragsarbeit für die Nürnberger Patrizierfamilie von Sprüngli angefertigt.

Objektart Glasmalerei
Maße Höhe: 32,3 cm, Breite: 22,4 cm
Material Mundgeblasenes durchgefärbtes weißes Glas / Schwarzlotzeichnung, brauner Überzug, Silbergelb, Emailfarben (blau, violett, grün), Transparentfarbe (rotorange), radiert
Inventarnummer EFPiB-1682
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:49
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Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz CC BY-NC-SA

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Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

Das Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz ist eine selbständige öffentlich-rechtliche Stiftung des Landes Brandenburg. Branitz ist das Alterswerk des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Auf Initiative der Fürstin Lucie ließ sich das Paar nach dem Verkauf seiner Standesherrschaft Muskau 1845 auf dem Familiengut Branitz nieder. Der vom Fürsten dort ab 1846 angelegte Park gilt als letzter großer Landschaftspark des 19. Jahrhunderts von internationaler Bedeutung. Das Schloss bildet den gestalterischen Mittelpunkt. Es wurde in den Jahren 1770 bis 1772 in spätbarocken Formen errichtet, später von Fürst Pückler umgebaut und beherbergt nun das Fürst-Pückler-Museum samt Dauerausstellung und authentisch eingerichteten fürstlichen Wohn- und Gesellschaftsräumen, darunter die Pückler-Callenberg-Bibliothek mit ihrem historischem Buchbestand. In den Fürstenzimmern im Obergeschoss des Schlosses ist die städtische Sammlung des international bedeutenden Cottbuser Malers Carl Blechen (1798-1840) ausgestellt.

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