Chronik Landjugendheim Finkenkrug, zweiter Teil (1925 bis 1932)
Beschreibung
Zweiter Teil (1925 bis 1932) der handschriftlich von Alice Bendix (13.11.1894 - 13.03.1943) verfassten Chronik zum Landjugendheim Finkenkrug in Falkensee. Die dreibändige Chronik zur sozialpädagogischen Bildungseinrichtung enthält zahlreiche Materialien, wie Fotografien und Zeitungsartikel, u.a. zum zehnjährigen Jubiläum des Landjugendheimes im Jahr 1932. Der Zeitraum der handschriftlichen Einträge erstreckt sich von 1920 bis in das Jahr 1933. Der dritte und letzte Band ist unvollendet. Alice Bendix erhielt eine Ausbildung als Hortnerin und in der Jugendfürsorge. Gemeinsam mit Anna von Gierke (14.03.1874 - 03.04.1943) und Isa Gruner (1.11.1897 - 20.08.1989) hatte sie 1922 auf einem ca. 15 Hektar großen verwildertem Grundstück in Falkenhagen, am Havelländer Weg, die Landjugendheim GmbH gegründet und trug in den Folgejahren maßgeblich zur Etablierung der Einrichtung bei, der Anna von Gierke als Geschäftsführerin vorstand. 1922 wurde sie erste Heimleiterin im Landjugendheim Finkenkrug. Sie initiierte und leite zudem den Ausbildungsbereich »Kinderheimpflegerin«. Die Säulen der Einrichtung waren ein Heim für Erholungssuchende Kinder und eine Ausbildungsstätte für Kinderheimpflegerinnen. Die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung bot die Möglichkeit der finanziellen und politischen Unabhängigkeit. Das Landjugendheim blieb zunächst frei von staatlicher Bevormundung und mit Geflügelzucht und Gärtnerei auch wirtschaftlich unabhängig. Im Jahr 1933 enthoben die Nationalsozialisten Anna von Gierke, der Mitbegründerin der Sozialpädagogik in Deutschland, auf Grund ihrer jüdischen Abstammung aller Ämter. Alle jüdischen Mitarbeiterinnen wurden entlassen - darunter auch Alice Bendix. Anna von Gierke zog sich aus dem geschäftsführenden Bereich der GmbH zurück, arbeitete aber weiterhin mit. Isa Gruner führte nun im Sinne Anna von Gierkes die Geschäfte der Landjugendheim GmbH. So blieb es eine Oase für Kinder. In den Jahren ab 1933 wurden hier 15 namentlich bekannte, elternlose jüdische Kinder versteckt und ihre Ausreise nach England organisiert. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung konnte Alice Bendix nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 nicht mehr im Landjugendheim arbeiten. 1935 übernahm sie die Leitung des Antonienheims in München, einem Heim für jüdische Kinder. Die Auflösung des Antonienheims erfolgte 1942 und die Bewohner wurden zunächst im Barackenlager Milbertshofen in München untergebracht. 1943 wurde sie mit den letzten sieben Kindern und anderen Betreuerinnen aus der Heimanlage für Juden, Berg am Laim, deportiert und wahrscheinlich gleich nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. lhr Lebensinhalt war die Sorge um die ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen: »So lange in Deutschland noch jüdische Kinder leiden, denen ich helfen kann, bleibe ich bei ihnen.«
Chronik | |
H x B x T: 21,5 cm x 18,0 cm x 5,9 cm | |
Papier, Pappe, Metall | |
D – 0.224. - 05/2017 (2) | |
2023-10-05 23:55:03 | |
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Dieses Objekt im Museum
Heimat aus der Sicht einer Fremden - Gertrud Kolmar in Falkensee: Jedes Dorf, jede Stadt oder Region hat etwas Einzigartiges - eine besondere Geschichte oder eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Im Museum Falkensee wird die regionalgeschichtliche Ausstellung mit der Lebensgeschichte und dem Werk der bekannten Lyrikerin Gertrud Kolmar (1894-1943) verknüpft. In der Schönheit und Abgeschiedenheit des Ortes entstand fast ihr gesamtes Werk. Die Rosen im Garten des Vaters und die hinter dem Haus beginnende Landschaft mit Kiefern, Seen, Sandwegen und Tieren fanden Eingang in ihre Gedichtwelt. Der Gertrud-Kolmar-Rosengarten: Während die Dauerausstellung des Museums Spuren aus dem Leben und Werk Gertrud Kolmars zeigt, bietet der Gertrud-Kolmar-Rosengarten mit seinen Gedichten die Gelegenheit, das Lebensgefühl der außergewöhnlichen Dichterin kennen zu lernen. Zeiteinblicke Dauerausstellung: Eine große Vogel- und Schmetterlingssammlung dokumentiert die regionale Natur- und Tierwelt. Über die Stadtgrenzen hinaus reicht die Vielzahl archäologischer Fundstücke aus dem Havelland. Auch zeitgeschichtliche Aspekte fehlen nicht. Wir geben Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus, vom Aufbau Falkensees nach dem 2. Weltkrieg und vom Leben der Falkenseer im Mauerschatten. Filmdokumente schließen den Rundgang durch die Ausstellung ab. Eine Kunstgalerie sowie Räume für Sonderausstellungen und Ausstellungen aus dem eigenen Sammlungsbestand sorgen für viel Bewegung und regen zum Gedankenaustausch an.