Pfauder, Wolfgang (2022) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Darstellung eines auf einem behauenen Felsblock sitzenden Mädchens, das sich die Sandale am rechten Fuß bindet. Dreiviertelansicht der von Rudolph (Ridolfo) Schadow 1814 in Rom ausgeführten Skulptur der "Sandalenbinderin" von links. Dieses Bildwerk stellte den künstlerischen Durchbruch für den jungen Bildhauer dar. Nachweisbar sind vier Marmorausführungen. Eine davon erwarb König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (SPSG, Skulpt. Slg. 2822). Der Überlieferung zufolge ließ Schadow Zeichnungen von seinen Arbeiten durch verschiedene Künstler anfertigen. Deren druckgraphische Vervielfältigung half, die Bekanntheit der Bildwerke schon bald nach deren Fertigstellung zu erhöhen und potente Käufer zu finden. Für die Annahme, Ruscheweyh hätte diesen Kupferstich nach einer eigenen Zeichnung ausgeführt (Eckardt, 2000, S. 83), gibt es keinen Beleg. Vermutlich lieferte Ignazio Podio, „ein guter Zeichner“ aus Rom (Memorie romane […] di belle arti, Rom 1825, S. 274), die Bildvorlage. Sie befand sich später im Nachlass Schadows und wurde 1824 zum Gedenken an den verstorbenen Bildhauer auf der Berliner Akademie-Ausstellung gezeigt (Nr. 405f). Zu dem dort präsentierten Konvolut gehörten auch die beiden Zeichnungen Podios zur „Spinnerin“, die von Domenico Marchetti gestochen wurden [GK II (10) 1846, 1847]. Der zum deutschsprachigen Künstlerkreis in Rom gehörende Ferdinand Ruscheweyh lebte seit 1808 in der Ewigen Stadt, wo er den größten Teil seines Berufslebens verbrachte. Ruscheweyh gilt als einer der führenden Vertreter des nazarenischen Reproduktionsstiches. Er arbeitete sowohl an der druckgraphischen Umsetzung von Werken Alter Meister, wie Raffael und Michelangelo, als auch an der Verbreitung der Kunst der Nazarener, einer Gruppe von Künstlern um Peter Cornelius, Johann Friedrich Overbeck und Philipp Veit. Mit Ridolfo Schadow verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis. 1832 kehrte Ruscheweyh aus Italien zurück und arbeitete fortan in seiner Geburtsstadt Neustrelitz als Eigenunternehmer oder auf Bestellung. Seit 1838 war er fast blind und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Er starb 1846. Sein Kupferstich der „Sandalenbinderin“ wurde in den „Abbildungen von den Bildhauer-Arbeiten des Dr. Johann Gottfried Schadows, seines Sohnes Ridolfo Schadows und der Transparent-Gemälde des Professors Kolbe, nach Gedichten des Wolfgang von Göthe, Berlin 1849“ für die Tafel XXX (links) nachgedruckt. Die viel beachtete Skulptur veranlasste auch Johann Friedrich Overbeck zwei Zeichnungen aus verschiedenen Perspektiven davon anzufertigen. Er stellte das Mädchen jedoch nicht auf einem quadratisch behauenen Felsen, sondern auf einem aus dem Block reliefartig herausgearbeiteten klassizistischen Hocker sitzend dar (Privatbesitz Palermo, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Graphische Sammlung, Z 6513). Eine auf die Umrisskontur reduzierte Wiedergabe dieses Bildwerks schuf der in Berlin tätige Kupferstecher Johann Daniel Laurenz jun., abgebildet in: Neue Berliner Monatsschrift für Philosophie, Geschichte, Literatur und Kunst, 1, Berlin 1821, Tafel 1 vor S. 515. Claudia Sommer Provenienz: Sammlung Dr. Stephan Seeliger, München; Galerie Bassenge, Berlin [Auktion 118, Los 6316]; erworben 2021.

Objektart Druckgraphik
Maße Blatt: Höhe: 49.00 cm Breite: 32.50 cm - Platte: Höhe: 21.50 cm Breite: 15.30 cm
Material Velinpapier, Kupferstich
Inventarnummer GK II (10) 1845
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:49
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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