Johann Christian Hoppenhaupt, Bodenstanduhr, 1763/1769, Inv. Nr. V 2, V 84 (Werk)

Handrick, Roland (1987/1988) CC BY
Fowler, Ian David (2011) CC BY
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Beschreibung

König Friedrich II. bestellte die Uhr bei dem aus Bayreuth nach Potsdam berufenen Kunsttischler Johann Friedrich Spindler d. Ä. (1726 - um 1799), der hier mit seinem Stiefbruder Heinrich Wilhelm Spindler d. J. (1738-1788) luxuriöse Möbel und ganze Raumausstattungen in feinster Intarsienarbeit für die Schlösser ausführte. 1769, im Jahr der Fertigstellung des Neuen Palais in Potsdam, bezahlte der König für die Uhr 1.500 Taler an den älteren Spindler und ließ sie vermutlich in der Grünen Damastkammer des Oberen Fürstenquartiers im Neuen Palais aufstellen. Charles Friedrich Foerster überliefert in seinem Beitrag über Spindler d. Ä. (1937) die Bezahlung dieser heute verlorenen Rechnung für ein Uhrengehäuse „von schwarz Ebenholz, Königs u. Amaranthenholz u. auf das feinste mit Blumen eingelegt [...] wie auch die künstliche Messing Arbeit mit 6 Kinder daraufsitzend [...]“. Das Gehäuse gliedert sich in Sockel, Pendelkasten und Kopf und ist mit reichem, im Feuer vergoldetem, teils vollplastisch, teils reliefartig ausgebildetem Gelbgusszierrat dekoriert. Der Sockel ruht auf fünf großen, Kugeln umfassenden Raubtierkrallen. Auf der konvex ausgebildeten Verdachung des Kopfes sitzen zwei Kinderfiguren, von denen eine ursprünglich einen Blumenzweig hielt (vgl. Inventar Neues Palais 1895). Rechts und links vom Zifferblatt sitzen jeweils zwei weitere Kinderfiguren, deren lebhafte Gestik vermuten lässt, dass auch sie ursprünglich Gegenstände in den Händen hielten. Die Vorderseite des Pendelkastens ist durch Gelbgussbeschläge in Form von Blumen- und Blattranken sowie durch figuralen Schmuck geziert: Unter dem Zifferblatt schaut zwischen zwei in Akanthus auslaufenden Rocaillen ein etwas schräg gestellter Chronos-Kopf hervor. Über dem runden, mittig angebrachten Fenster sitzt mit gekreuzten Beinen ein Putto, das Kinn sinnend auf die rechte Hand gestützt, während er in seiner Linken eine Sanduhr hält. Auf der Front der Sockelzone bilden zwei Akanthusranken eine Art Kartusche, in der sich in Relief gearbeitete Darstellungen von Hahn und Eule als Symboltiere für Tag und Nacht befinden. Alle Gehäuseseiten sind durch glatte Bronzeleisten mit Voluten und Blattranken gerahmt. Die drei Schauseiten zeigen eine reiche Marketerie mit eingelegten Blumengebinden aus gefärbtem Holz, an der Front des Sockels mit einer Schleife zusammen gebunden. Die Plinthe des Sockels ziert ein durch profilierte Leisten gerahmtes, in hellem Holz eingelegtes Gitternetz, auf dessen Kreuzungspunkten Blumen liegen. Der schwungvolle Entwurf zu dieser Uhr geht auf Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. (1709-1755) zurück. Der aus Zittau stammende Zierratenbildhauer hatte für Friedrich II. die Dekoration für verschiedene Räume im Schloss Potsdam, Schloss Sanssouci und den Südflügel des Breslauer Schlosses entworfen. Da er beim Bau des Neuen Palais nicht mehr lebte, könnte sein jüngerer Bruder Johann Christian Hoppenhaupt (1719-1778/86), der in leitender Position bei der Innenausstattung dieses Schlosses beteiligt war, die Pläne Johann Michaels noch einmal an den König herangetragen haben. Möglich ist auch, dass Friedrich selbst bei der Auftragsvergabe zu der Uhr auf zwei von Johann Wilhelm Meil schon 1751-1755 gestochene Radierungen nach Zeichnungen von Hoppenhaupt d.Ä. (Berlin, Kunstbibliothek SMB PK, OS 1197/14 und OS 1197/16, vgl. Abb. in: Kiesant, 2013, S. 327) verwies. Spindler schuf, gemeinsam mit Johann Melchior Kambly, daraus eine Mischung, bei der mehrere Motive beider Dessins vereinigt wurden, so zum Beispiel der eingezogene Pendelkasten, die seitlichen Kinderfiguren, der Chronos (verkürzt nur als Kopf) und die Sanduhr. (Silke Kiesant)

Objektart Uhr
Maße Höhe: 271.50 cm Breite: 77.50 cm Tiefe: 47.00 cm
Material Gehäuse: Konstruktionsholz verm. Nadelholz, Innenfurnier Palisander, Außenfurnier Ebenholz, Amaranth- und Königsholz, Gelbguss, feuervergoldet, Email, Glas; Uhrwerk: Messing, Stahl, Email
Beschriftung Werk und Zifferblatt unsigniert, an den Federn geritzt: „G Langin“ und „G Lg le 19 xbre 63“: Gédéon Langin; Reparaturzeichen: „R. Detloff (…) 39 Potsdam (?)“, „Müller 95“, „Schäfer 3/1938“
Inventarnummer V 2, V 84 (Werk)
Stand der Infomationen 2023-10-05 23:54:54
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC0

Dieses Objekt im Museum

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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