Beschreibung
Bedruckte und bestickte Tafte mit entsprechenden Rankenmotiven, wie das vorliegende, bildeten ein im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts typisches Produkt der "Leek Embroidery Society", die 1879 von der Gattin Thomas Wardles, einem Leeker Seidendrucker und -färber, in der mittelenglischen Stadt gegründet worden war. Sowohl im Material des Tafts, der verwendeten Seide und der goldlackierten Papiergespinste (Laut Alison Crawford, Embroiderer`s Guild, Hampton Court, ist goldlackierter Papplahn in England seit den 1880er Jahren üblich und findet sich häufig an englischen Textilien der Sammlung der Embroiderer`s Guild) als auch im Ranken-Rosetten-Muster sehr ähnliche Leeker Stickereien besitzt etwa die Embroiderer`s Guild Museum Collection, Hampton Court (Inv. Nr. EG: 1984.112, s. a. EG: 4191). Diese Leeker Tafte wurden von Hand mit Holzblöcken bedruckt und von den Frauen der Leek Embroidery Society bestickt. Die Entwürfe für die Druckmuster lieferte dabei Thomas Wardle selbst, besonders diejenigen nach orientalisch-indischen Mustern, wie es auch das Muster der vorliegenden Decke darstellt, oder einer der führenden englischen Entwerfer wie der Architekt J. D. Sedding. Als bestickte Fertigprodukte wurden die Leeker Stickereien für alle Arten von Haustextilien wie Wandbehänge, Vorhänge, Ofenschirme, Kleidersäume, Sofakissen, Taschen, Bettdecken und Tischeinsätze hergestellt. Die von den Damen der Leek Embroidery Society selbst bearbeiteten Druckstoffe wurden - Linda Morris zufolge - immer vollkommen ausgestickt. (Barbara Morris, Victorian Embroidery, London 1962, S. 120) Teils frei belassene, bedruckte Musterelemente wie bei der vorliegenden Decke sind ungewöhnlich für die Produktion der Leek embroidery Society selbst. Doch wurden die Druckstoffe auch unbestickt im Handel angeboten, um entweder mit dem Druckmuster verwendet zu werden oder als Stickgrund für private Stickerinnen zu dienen. Daher könnte die Decke auch aus letzterem Zusammenhang stammen. Ihre Herkunft aus England macht der bestickte Aufnäher mit dem Monogramm "V" mit Krone, wie er auf auf den Decken IX 1025, IX 1031 bis IX 1034 und IX 1037, IX 1038 wiederkehrt, wahrscheinlich. Er gibt die Decke als ehemaligen Besitz Kronprinzessin Victorias bzw. Kaiserin Friedrichs zu erkennen, die häufig Textilien und andere Artikel aus England kommen ließ oder auch während ihrer familiären Besuche von dort besorgte. Uta-Christiane Bergemann
Stickerei / Spitze | |
Hauptmaß: Höhe: 77.00 cm Breite: 58.00 cm | |
Gefachte Seide, creme: Plattstickerei, Plattstich, Stielstich | |
IX 1012 | |
2023-10-05 23:54:54 | |
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Dieses Objekt im Museum
Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.