Bild in Nadelmalerei: Stillleben
Beschreibung
Stilleben mit Vergänglichkeitssymbolen: Auf einem Tisch mit Draperie stehen und liegen ein Stundenglas, eine verlöschte Kerze, ein Totenschädel, ein Notenbuch, Geige und Flöte und eine Blumenvase mit weit erblühten Blumen. Im oberen linken Eck ist geschrieben: "Ueber das Loos der Vergänglichkeit erheben Dich, Königinn: Deine Tugenden", im unteren linken Eck "Ermrichen. Goldberg d: 16 August 1800". Wie Werke der Malerei ist das Bild in der linken unteren Ecke in Tusche mit dem Namen der Künstlerin und dem Datum seiner Fertigstellung bezeichnet. Weder ist die Stickerin bekannt, noch der Anlass zur Fertigung der Stickerei, welche die Tugenden der Königin, wohl Königin Luises, feiert. 1810 wird das Bild erstmals im Stadtschloss erwähnt, wo es nicht in den Räumen der Königin, sondern im Schlafzimmer Friedrichs II. hing. Es entsprach aber der Neigung Königin Luises, die andere derartige Bilder in Nadelmalerei in ihren Räumen hatte und wohl selbst entsprechende Stickereien schuf (s. HM 7309). Möglicherweise war jedoch das morbide Thema der 1800 erst 26jährigen Monarchin trotz der Inschrift zu unangenehm, weshalb sie es nicht in die eigenen Räume nahm. Als Stickerei in Plattstichen und - als höchste Kunstform dieser Art - als Bild in Nadelmalerei entsprach das Werk ganz der Stickmode im späten 18. Jahrhundert. In seinem berühmten Zeichen-, Maler- und Stickerbuch feierte Johann Friedrich Netto die Nadelmalerei bzw. den Plattstich als höchste Ausdrucksform der Stickerkunst, welche "als Zeichnerin und Nachahmerin der Natur der Mahlerei an der Seite stehen" könne. Zwar galt diese Mode nicht nur in Berlin, sondern war in ganz Europa verbreitet. Möglicherweise förderte der von Friedrich II. 1774 aus Kopenhagen berufene Joseph Genelli diese Moderichtung hier jedoch besonders. Genelly war ausgebildeter akademischer Maler, aber berühmt für seine feinen Stickereien. Laut Friedrich Nicolai vereinigte er "die Kunst des Stickers mit dem Talente des Mahlers; er machte wahre Gemälde mit der Nadel, welche man, in einiger Entfernung, für Werke des Pinsels hält." Tatsächlich fanden Bilder in Nadelmalerei in den jährlichen Ausstellungen der Kunstakademie seit ihrer Einführung 1786 bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts Aufnahme, wo sie zwischen vielen Werken der Malerei hingen. Selten werden in den Katalogen der Ausstellungen im Zusammenhang der gestickten Bilder, wie bei Kopien sonst üblich, vorgegebene Vorlagen erwähnt. Mitunter findet sich vielmehr der ausdrückliche Hinweis, dass es nach eigener Erfindung gestickt wurde. Das Bild von Madame Emrichen wurde nicht in der Akademie gezeigt. Doch es entsprach ganz den auch dort präsentierten Werken. Neben Landschaften und Blumenstücken wurden dem Werk entsrechende Allegorien, Anfang des 19. Jahrhunderts dann auch Kopien von berühmten Gemälden, Historien- und Genredarstellungen aufgeführt. Im Biedermeier und im Historismus hielt diese Vorliebe für gestickte Bilder zwar an, jedoch waren die Bilder nun in der künstlerisch wesentlich weniger anspruchsvollen Technik des Kreuzstichs nach vorgegebenen Zählmustern gefertigt. Nicht von ungefähr wurde die Präsentation von Stickbildern in den Ausstellungen der Kunstakademie nach 1836 eingestellt. Uta-Christiane Bergemann
Stickerei / Spitze | |
Hauptmaß: Höhe: 41.00 cm Breite: 51.00 cm | |
Seide, Plattstickerei, Plattstich, teils ineinander greifend, Stielstich, Spannstich mit Überfangstichen (für Saiten und Umrisse), Zierstiche, Stickerei | |
IX 1020 | |
2023-10-05 23:54:54 | |
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Dieses Objekt im Museum
Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.