Handrick, Roland (2000) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Friedrich Nicolai nennt den Kaminschirm in seiner Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam von 1786 bereits an seinem heutigen Standort und gibt die Auskunft, dass der "gestickte[.] Schirm von der verwittw[eten] Herzoginn von Braunschweig" für ihren Bruder König Friedrich II. gefertigt worden sei. Damit ist er neben dem Kaminschirm von Sanssouci (IX 973) das einzige erhaltene Beispiel der mehrfach in den Schlössern Friedrichs II. von der Herzogin belegten Stickereien. Nicolai nennt außerdem noch von der Hand der Herzogin das gesamte Sitzmöbelensemble des Eckkabinetts, das an das Konzertzimmer angrenzte. Dessen Bezüge bestanden "aus gelbem Atlas, worauf in Chenille gestickte Blumen [nd] Vögel" aufgebracht waren. Diese bereits 1799 zerschlissenen Bezüge wurden um 1862 ausrangiert. Einen weiteren "Kaminschirm mit Blumen in Chenille, von der verwittweten Herzoginn von Braunschweig" führt Nicolai zudem im unteren Damenschlafzimmer des Fürstenquartiers und zudem im oberen Herrenschlafzimmer auf. Die Stickereien dokumentieren anschaulich die enge Verbindung der 1733 nach Braunschweig verheirateten preußischen Prinzessin mit dem Hof ihres Bruders. Diese Verbindung hielt nicht nur durch die geschwisterlichen Bande, sondern verstärkten sich zusätzlich, als im siebenjährigen Krieg ihr Gemahl Herzog Karl I. von Braunschweig-Lüneburg eine politische Allianz mit Preußen schloss und ihr Sohn, der Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand, seine glänzende Karriere in der preußischen Armee begann. Häufig hielt sich die Herzogin selbst in Potsdam auf, besonders nach dem Tod ihres Gatten in den achtziger Jahren. Hiervon berichten wiederholte Zahlungseinträge in den Schatullrechnungen ihres Bruders, der sie mehrere Jahre mit Festen zu ihrem Geburtstag ehrte und ihr Reisen finanzierte. Wahrscheinlich entstanden die vielen Stickereien während dieser wochen- und monatelangen Aufenthalte, in denen sich die Herzogin mit der schönen Tätigkeit der Stickerei die Zeit vertrieb und zugleich zur Ausstattung der Schlösser ihres Bruders beitrug. Uta-Christiane Bergemann

Objektart Stickerei / Spitze
Maße Hauptmaß: Höhe: 103.00 cm Breite: 92.00 cm
Material Chenille, Buntstickerei, Tambourierarbeit - Stickgrund Schuss: Baumwolle, Atlas - Stickgrund Kette: Seide, Atlas
Inventarnummer IX 969
Stand der Infomationen 2023-10-05 23:54:54
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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

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