Mühle, Steffen (1984) CC BY-NC-SA

Beschreibung

Vgl. Inv. Nr. XI 16. Im Babelsberger Arbeitszimmer Wilhelms I. befanden sich die beiden Hälften des Muschelgehäuses, auf der Innenseite mit Perlmutter, außen mit der Aufschrift "Deutsche Schooner Minna". Das Handelsschiff "Minna", ein 142 Tonnen Bramsegelschoner, fischte Anfang der 1870er Jahre unter dem deutschen Kapitän Hermann Leopold Schück, der gemeinsam mit seinem Steuermann Friedrich Ferdinand Karstens Inhaber des Schiffes war, vor den Sulu-Inseln nach Perlmutter. Damals brachte eine Tonne des begehrten Handelsgutes in Singapur ca. 250 Pfund bzw. 950 Dollar ein. Um die Vorherrschaft über die zwischen Borneo und den Philippinen gelegenen, relativ wohlhabenden Inseln in der Sulu-See stritten außer den Spaniern auch die Niederlande, England und das Deutsche Reich. Dabei ging es um koloniale Interessen, geschützte Handelstützpunkte und Protektoratszonen. Zwischen dem Sultan von Sulu und Preußen bzw. später dem Deutschen Reich gab es politische und Handelsbeziehungen. Schon nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 war Preußen bestrebt, in diesem Gebiet (dänische) Kolonien zu nehmen. Kapitän Schück war mit dem Sultan von Sulu befreundet und betätigte sich eigenmächtig als Diplomat. So regte er den Sultan an, 1872 einen Brief an Bismarck zu schreiben. Darin bat der Sultan - wie schon einmal 1866 - um deutsche Hilfe gegen die spanische Handelsblockade und versprach im Gegenzug Gebietsabtretungen an das Deutsche Reich. Begleitet wurde das Schriftstück von einem kostbaren Geschenk: Perlen. Kaiser Wilhelm I. antwortete, dass die diplomatischen Umstände in Europa ein deutsches Eingreifen nicht ermöglichten und sandte als Gegenpräsent einen Dolch mit silberner Scheide, eine Büste des Kaisers sowie eine Kristallvase. Ende Oktober 1875 wurde das Schiff "Minna" von den Spaniern an der Südseite der Insel Siasi, wo es geankert hatte, beschlagnahmt und nach Manila geschleppt. Nach Bekanntwerden der Beschlagnahme forderte der kaiserliche Gesandte in Madrid, Graf Paul von Hatzfeldt, die sofortige Herausgabe von Schiff und Ladung, was die spanische Regierung allerdings erst im Februar 1876 veranlasste. Von Frühjahr bis Herbst 1876 hielt sich Kapitän Schück in Deutschland auf, wo er deKolonien m Auswärtigen Amt eine Denkschrift über Sulu sowie Perlen für Kaiserin Augusta überreichte. Der Kaiser revanchierte sich mit einer goldenen Uhr für den Sultan. Zu einem Kauf von Sulu kam es aber nicht. (Literatur: Schult, Volker: Wunsch und Wirklichkeit. Deutsch-philippinische Beziehungen im Kontext globaler Verflechtungen, 1860-1945, Berlin 2008, S. 24-50) Silke Kiesant

Objektart Muschel
Maße Hauptmaß: Breite: 26.00 cm Tiefe, ca.-Maße, andere Angaben in russ. Listen: 25.00 cm
Material Innenseite: Perlmutt
Inventarnummer XI 17
Stand der Infomationen 2025-02-05 21:23:52
Zum Objekt im Museum Digital
Druckversion (pdf) Herunterladen
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA

Dieses Objekt im Museum

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei Potsdam errichten. Der Gartengestalter Peter Joseph Lenné fasste im 19. Jahrhundert mehrere dieser Schloss- und Gartenensembles zu einer Kulturlandschaft zusammen, die 1990 in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. Die 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) pflegt diesen Reichtum brandenburgisch-preußischer Geschichte, betreut die Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen und macht sie auf vielfältige Weise der Öffentlichkeit zugänglich. Die SPSG ist ein Zusammenschluss der nach 1945 getrennten Schlösserverwaltungen in Potsdam und West-Berlin und knüpft an die bereits 1927 im Zuge der Vermögensauseinandersetzung mit dem Haus Hohenzollern gegründete preußische Schlösserverwaltung an. Derzeit verwaltet die SPSG über 150 historische Bauwerke sowie rund 800 Hektar Gartenanlagen. Über 30 Häuser aus fünf Jahrhunderten mit ihren hochkarätigen Kunstsammlungen sind der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich. Dazu gehören in Potsdam u.a. das Schloss Sanssouci, die Bildergalerie, das Neue Palais und Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci sowie das Marmorpalais und Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten. In Berlin betreut die SPSG Schloss und Garten Charlottenburg, Jagdschloss Glienicke, Schloss Schönhausen und die Pfaueninsel. Hinzu kommen die märkischen Schlösser Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh und Paretz sowie das Schlossmuseum Oranienburg.

Zum Museum

Sammlungen

Kunsthandwerkliche Einzelgegenstände

Zur Sammlung