Deutsch: Franz Patz, um 1930
Beschreibung
Es handelt sich hier um ein nur leicht unterlebensgroßes, repräsentatives Hüftbild von Franz Patz (1861-1934). Er gehörte zu den Begründern der Excelsiorwerke in Brandenburg, die ein deutschlandweit bekannter Fahrradproduzent bis zur Weltwirtschaftskrise waren. Das Gemälde ist konventionell gemalt und könnte in der zweiten Hälfte der 1920er, vielleicht sogar erst im Jahr 1930 entstanden sein. Zu letzterem passt der sachliche Stil der Malerei besser. Das wäre dann, kurz bevor die als Aktiengesellschaft aufgebaute Firma 1931 die Liquidation beantragte und in die "Brandenburger Fahrrad- und Motorrad-Werke Excelsior G.m.b.H Brandenburg (Havel)" umgewandelt wurde. Es ist oft zu beobachten, dass in einer Art Kompensation solch künstlerische Präsentationsformeln beschworen werden, wenn die wirkliche Bedeutung zurückgeht. Das Museum bewahrt auch ein Gemälde mit der Ansicht der Villa des Fabrikanten (Inv.-Nr. V00024KaGe). Franz Patz steht in Anzug, Hemd und Krawatte, einen Brillianten auf dieser, hinter einem Tisch und schaut den Betrachter direkt an. Die Formel zahlloser barocker Herrscherporträts eines dunklen zur Seite gezogenen Vorhangs und eines Landschaftsausschnitts bilden den Hintergrund. Er blättert in einem Notizbuch, daneben einige Blätter und ein Tintentrockner, seitwärts neben ihm im Hintergrund ein Büropult, wo das dazugehörige Schreibzeug liegen dürfte. Die korpulente Statur, das Gesicht und die Haltung strahlen Selbstzufriedenheit und Siegesgewissheit aus. Der Maler des Bildes war keiner der führenden Berliner Maler, sondern namenlos, aber sicher außerhalb der Stadt Brandenburg an der Havel zu suchen. Franz Patz ließ das Porträt nicht als Kunstkenner fertigen, sondern in der sachlichen Absicht der Repräsentation vielleicht auch für Geschäftsräume der Excelsior-Werke. 1896 gründeten der Kaufmann Paul Conrad und der Schlossermeister Richard Conrad, beide aus Brandenburg und der Berliner Fabrikant Gustav Conrad die "Gebrüder Conrad Excelsior-Fahrradwerke-Brandenburg". Richard Conrad schied schon 1897 wieder aus der Firma aus. Im März 1897 trat Franz Patz als Teilhaber ein. 1901 war der Firmenname in ,,Gebr. Conrad & Patz, Excelsior-Fahrradwerke“ geändert worden. 1906 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Im Herbst 1907 wurde ein Grundstück in der Wilhelmsdorfer Straße erworben, welches 35.000 qm umfasste, und mit dem Aufbau einer modern eingerichteten Fabrik begonnen. 70 Arbeitskräfte stellten im ersten Jahr 2000 Fahrräder her. 1899 waren es schon 5000, 1902 sogar 12.494 und 1905 über 36.600. 1927 wurde der Höchststand mit 1500 Arbeitern und einer Produktion von 70.000 Fahrrädern erreicht. Die Betriebsfläche betrug 1926 ca. 550.000 qm. In den Jahren 1896 bis 1926 wurden insgesamt 1.250.000 Fahrräder hergestellt. Das 1993 restaurierte Gemälde ist stark gefirnisst und bis auf einige Abriebstellen am Rand im guten Zustand. Es ist in einer breiten, profilierten Naturholzleiste mit Goldkante zeitgenössisch gerahmt. (ib) Das Gemälde gelangte als Übergabe des Rates der Stadt Brandenburg in die Sammlung. #Karteikarte sagt: 2010 im Hofflügel gefunden# Literatur: vgl http://www.brennabor-brb.de/seiten/excelsior.html; Excelsior Brandenburg (über die Firmengeschichte)
Gemälde | |
Bildgröße: Höhe 140,2 cm, Breite 95,0 cm ; Rahmengröße: Höhe 148,4 cm, Breite 101,0 cm, Tiefe 2,0 cm | |
Öl auf Leinwand, gerahmt | |
V00320KaGe | |
2025-02-05 21:23:48 | |
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Dieses Objekt im Museum
Das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel geht auf die Sammlung des Historischen Vereins zurück, der 1868 gegründet, diese zunächst im Steintorturm, ab 1923 im barocken Frey-Haus ausstellte. Das 1919 vom Spielzeugfabrikanten Ernst Paul Lehmann erworbene und dem Historischen Verein für die stadtgeschichtliche Ausstellung zur Verfügung gestellte Haus übergaben seine Erben 1939 der Stadt über, ebenso übergab der Historische Verein die Sammlungsbestände in städtisches Eigentum. Das Stadtmuseum umfasst heute drei Ausstellungsorte: das Frey-Haus mit seinen Nebengebäuden - ein bürgerliches, barockes Juwel im Zentrum der Altstadt, das Gotische Haus mit seiner Dauerausstellung zu "Alchemie und Alltag" und den mittelalterlichen Steintortum in der Neustadt mit der Sammlung zu Havelschifffahrt. Im Frey-Haus wird in wechselnden Sonderausstellungen die jüngere Stadtgeschichte gezeigt, deren Ereignisse das Leben der Brandenburger bis heute prägen sowie eine ständige Ausstellung zur über hundert Jahre alten Spielzeugtradition in Brandenburg an der Havel, die Kinder wie Sammler für das Blech- und Lineol-Spielzeug "Made in Brandenburg an der Havel" begeistert. Der Steintorturm ist nur zwischen April und Oktober geöffnet, das Gotische Haus während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung.